Bankenkrise
Fortis-Chef nimmt seinen Hut
27.09.2008
Der Chef der angeschlagenen belgisch-niederländischen Fortis-Finanzgruppe, Herman Verwilst, ist zurückgetreten.
Verwilst soll mit sofortiger Wirkung durch den 52-jährigen Filip Dierckx ersetzt werden, den derzeitigen Direktor der Banksparte von Fortis.
Aktienkurs immens gefallen
Der Aktienkurs der Bank fiel auf den
tiefsten Stand seit 1995. Grund für den Kurseinbruch waren Gerüchte über
eine Liquiditätskrise der Bank, die Verwilst dementierte. Nach eigenen
Angaben muss Fortis allerdings innerhalb und außerhalb Belgiens
Vermögenswerte im Wert von fünf bis zehn Milliarden Euro veräußern. Um
welche Geschäftsteile es gehe, teilte Fortis aus Rücksicht auf laufende
Verhandlungen nicht mit. Für alle Bereiche, die für einen Verkauf infrage
kämen, gebe es bereits potenzielle Interessenten und Vereinbarungen.
2,9 Mio. Euro Abschreibungen
Als Folge der Krise um faule
Hypothekenkredite musste Fortis in den vergangenen drei Quartalen rund 2,9
Milliarden Euro abschreiben. Eine Pleite droht nach Angaben des Unternehmens
aber nicht. Im Laufe des Freitag verlor die Fortis-Aktie mehr als 20 Prozent
ihres Werts und notierte zum Börsenschluss bei 5,20 Euro. Schon am
Donnerstag war das Papier auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gefallen.
Sparer nicht im Regen stehen lassen
Belgiens Premierminister Yves
Leterme rief Anleger und Sparer zur Gelassenheit auf. Die Regierung werde
die belgischen Sparer nicht im Regen stehen lassen, versicherte er.
Gemeinsam mit der zuständigen Aufsichtsbehörde und der Nationalbank verfolge
die Regierung die Entwicklung bei Fortis genau, versicherten der Premier und
Finanzminister Didier Reynders. Auf Fragen zu einer befürchteten Insolvenz
gingen die beiden Politiker nicht ein.
300 Mrd. Euro für die Refinanzierung
Dem Konzern stehen nach
eigenen Angaben derzeit rund 300 Milliarden Euro zur Refinanzierung zur
Verfügung. Darüber hinaus gebe es weitere Sicherheiten. Die Bonität liege
deutlich über dem regulatorischen Minimum. Weiteren Kapitalbedarf gebe es
erst in den nächsten 12 bis 18 Monaten, wenn der Großteil der übernommenen
Aktivitäten von ABN Amro integriert werde, hieß es.