Gehalts-Studie
Frauen verdienen 40 Prozent weniger
19.12.2006
Frauen verdienen um 40 Prozent weniger als Männer - bei gleicher Arbeit. Die Lohnschere ist weit geöffnet und geht immer weiter auseinander.
Der Einkommensunterschied ist eklatant: Frauen verdienen durchschnittlich um 40 Prozent weniger. Während ein Mann in Österreich durchschnittlich 26.630 Euro brutto im Jahr casht, verdienen Frauen nur 15.877 Euro jährlich. Das ist das Ergebnis des Einkommensberichts des Rechnungshofs. Fatal: Seit dem vergangenen Jahr ist der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen noch einmal angewachsen.
Öffentlicher Dienst ist besser
Im öffentlichen Dienst ist
die Kluft mit nur neun Prozent Lohnunterschied am geringsten. In der
Privatwirtschaft hingegen ist weibliche Arbeit deutlich weniger wert:
Angestellte verdienen um die Hälfte weniger, Arbeiterinnen gar um 55 Prozent
weniger.
Frauen meinen: Politik gefordert
"Gefordert ist die Politik,
durch Programme und Gesetze“, fordert ORF-Moderatorin Barbara Stöckl. "Ich
finde es empörend, dass in Österreich Frauen bei gleicher Qualifikation und
Leistung nach wie vor weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Da ist
die Politik gefordert“, so Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der
Österreichischen Nationalbibliothek. Bis zum Ende der kommenden
Legislaturperiode soll die Politik die nötigen Voraussetzungen schaffen,
damit die Gehälter von Männern und Frauen endlich angeglichen werden. Ganz
nach dem Motto: Gleicher Lohn, für gleiche Arbeit.
Auch Teilzeitarbeit als Grund
"Die Einkommensschere ist nicht
überraschend, da die Teilzeitarbeit so wächst“, erklärt Ingrid Moritz,
Leiterin der AK-Frauenabteilung. Die hohe Teilzeitquote bei Frauen (89
Prozent der Teilzeitbeschäftigten) ist ein wichtiger Grund für die
Lohnschere. Ein weiterer längst bekannter Grund ist die Tatsache, dass das
Kinderbetreuungsgeld zu längeren Auszeiten verlockt.
Internationales Schlusslicht
Die Einkommensschere zwischen den
Geschlechtern schlägt sich auch in internationalen Rankings negativ nieder:
Im „world competitive report“ des Weltwirtschaftsforum (WEF) ist Österreich
Schlusslicht unter 102 Staaten im Bereich Einkommensgerechtigkeit.
Alle haben weniger Geld
Die Österreicher haben im Durchschnitt
immer weniger Geld in der Brieftasche (zwei Prozent Kaufkraftverlust seit
1998). Die höchsten Einkommen gibt es in Niederösterreich, nach
Berufsgruppen am meisten verdienen Beamte und - bei den Selbstständigen -
die Ärzte.
Die Sieger und Verlierer
Nach Branchen geordnet gibt es die
höchsten Einkommen in der Energie- und Wasserversorgung (Median 2005 41.840
Euro Jahresbrutto), im Kredit- und Versicherungswesen (35.974 Euro) sowie im
Bergbau (30.136). Am niedrigsten liegen die Bezüge im Beherbergungs- und
Gaststättenwesen (9.065 Euro). Das Medianeinkommen für leitende Angestellte
und Führungskräfte (45.720 Euro) und akademische Berufe (41.221 Euro) ist
beinahe drei Mal so hoch wie jenes der Hilfsarbeiter (16.351 Euro).
Ärzte verdienen am meisten
Bei den Selbstständigen gibt es
die mit Abstand höchsten Einkommen im Gesundheitsbereich. Hier liegt der
Mittelwert bei 35.479 Euro Jahresbrutto. Fachärzte erhalten 113.184 Euro,
Allgemeinmediziner 78.763 Euro. Besonders groß ist hier allerdings - ebenso
wie bei den Rechtsberatern - die Einkommensschere zwischen den
Geschlechtern: Männliche Fachärzte können mit einem Medianeinkommen von
134.276 Euro rechnen, Fachärztinnen nur mit 56.721 Euro. Besonders wenig
verdienen Selbstständige im Bereich öffentliche oder persönliche
Dienstleistungen (7.588 Euro).
Niederösterreicher voran
Am meisten verdienen demnach die
Niederösterreicher mit einem mittleren Jahresbrutto von 23.776 Euro.
Quelle:
APA/RH
Kauftkraft gesunken
Das mittlere Einkommen der Arbeitnehmer ist
seit 1998 zwar nominal von 19.430 auf 21.604 Euro gestiegen - die reale
Kaufkraft ist allerdings um zwei Prozent gesunken, weil die Inflation die
Lohnsteigerungen weggefressen hat. Von 2000 bis 2005 hatten 35 Prozent der
Arbeiter, 24 Prozent der Angestellten und 18 Prozent der Beamten jährliche
Einkommenszuwächse unter der Inflationsrate.
Quelle:APA/RH