Kein Streik morgen
Frust über deutsche Lokführer steigt
17.10.2007
Heute standen zwischen 2 Uhr und 11 Uhr in Deutschland wieder die Züge still. Der Chef der GDL ging auf Kur.
Der mittlerweile dritte Streik eines Teils der deutschen Lokführer sorgt für zunehmenden Ärger bei den Bahnfahrern. Davon lässt sich aber die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) nicht beeinflussen und droht sogar noch mit einer Ausweitung des Arbeitsausstandes. Morgen wird allerdings nicht gestreikt, gab die GDL heute Nachmittag bekannt. Bisher war es der Deutschen Bahn gelungen, mit Lokführer, die nicht Teil der GDL sind, den Bahnverkehr so halbwegs aufrecht zu erhalten. Zumindest im Westen Deutschlands, im Osten fielen bis zu 80 Prozent der Züge aus.
Nur geringe Auswirkungen für ÖBB
Die Österreichischen
Bundesbahnen (ÖBB) merkten weder heute noch bei den beiden vergangenen
Streiks gröbere Auswirkungen. Eine Handvoll Züge im regionalen Grenzverkehr
fiel aber aus. Der Fernverkehr hingegen verkehrte ungehindert.
Umfangreichere Probleme würden erst dann auftreten, wenn die deutschen
Lokführer ihre Züge auf Fernverkehrsstrecken abstellten, was bisher nicht
der Fall war.
Eskalationspotenzial
Wobei der Konflikt zunehmendes
Eskalationspotenzial in sich birgt. "Unsere Leute fordern uns auf, jetzt
unbefristet zu streiken", sagte DLG-Vize Günther Kinscher dem deutschen
Nachrichtensender "n-tv". Die Lokführer würden nun darauf bauen, vor dem
Arbeitsgericht in Chemnitz auch das Streikrecht im Güterverkehr und im
Fernverkehr zu bekommen. In diesem Fall würden auch diese Bereiche
bestreikt. SPD-Chef Kurt Beck forderte indes die Lokführer auf, die
Verhandlungen wieder aufzunehmen. Auch Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee
(SPD) richtete einen "dringenden Appell" an die GDL, an den
Verhandlungstisch zurückzukehren.
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Ein Anliegen, dass Tankstellenbesitzer wahrscheinlich nicht teilten. Denn der Streik führte zu einem massiven Anstieg des Autoverkehrs. In vielen Städten staute sich über Stunden der Verkehr. Und mit dem Stau kam der Frust. Bei einer Befragung lehnten 55 Prozent den Arbeitsausstand ab. 43 Prozent haben demnach noch immer Verständnis für die Lokführer. In einer Umfrage Anfang Oktober hatte noch eine knappe Mehrheit die Streiks gutgeheißen. Eine gute Nachricht kam jedenfalls heute für die Deutschen: Der womöglich noch Tage anhaltende Streik wird nach Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo den Aufschwung nicht beeinträchtigen.
Kein Ansprechpartner mehr
Nach der Abmeldung von GDL-Chef Manfred
Schell zur Kur weiß die Bahn laut Bahnvorstand Karl-Friedrich Rausch
mittlerweile nicht mehr, wer ihr Ansprechpartner für Verhandlungen ist. Dies
sei "sehr schwierig" einzuschätzen. Außer einem ergebnislosen
Telefongespräch habe die Deutsche Bahn am Donnerstag keinen Kontakt zur GDL
gehabt. Es sei auch nicht klar, welche weiteren Streikpläne die Gewerkschaft
hege. Trotzdem sollen die Züge am Freitag fahrplanmäßig fahren. "Wir gehen
in den morgigen Tag mit dem Ziel, einen vollen Fahrplan zu fahren."
Fünf Millionen Bahnfahrer täglich
Gut fünf Millionen
Menschen fahren jeden Tag mit der Deutschen Bahn. Dabei sitzen 4,8 Millionen
Kunden in Zügen, S- Bahnen und Bussen des Nahverkehrs. Der bundesweite
Fernverkehr mit ICE, Intercity und Eurocity kommt auf 300.000 Fahrgäste.
Außer rund 26.000 Regionalzügen und S-Bahnen rollen täglich auch 4.800
eigene Güterzüge über das 34.000 Kilometer lange Gleisnetz des bundeseigenen
Konzerns. Die Frachttochter Railion (früher DB Cargo) hat 2.800 Lokomotiven
und rund 97.000 eigene Waggons. Im Personenverkehr gibt es 2.000 Loks, 9.300
Triebwagen und 8.900 Reisezugwagen.