Ladenöffnung
Gewerkschaft protestiert gegen "Sonntags-Rebellen"
11.12.2006
Die Diskussion um einen freien Sonntag im Handel erhitzt weiter die Gemüter. Die Gewerkschaft spricht von "Gesetzesbruch".
Am Montag, hat die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) am Michaelerplatz in der Wiener Innenstadt wie angekündigt eine Kundgebung gegen die Sonntagsöffnung abgehalten. Mehr als hundert GPA-Mitarbeiter nahmen an der Aktion teil.
Anzeigen gegen Geschäfte
In Wien haben zahlreiche Geschäfte das Aufsperr-Verbot am Sonntag ignoriert. Laut Marktamts-Chefin Adelheid Sagmeister wurden mehr als 30 Beanstandungen vorgenommen. Betroffen waren vor allem Handelsbetriebe in der City sowie am Spittelberg.
"Glatter Gesetzesbruch"
Harte Worte für die "Sonntags-Rebellen", die an den vergangenen beiden Adventsonntagen ihre Geschäfte aufgesperrt hatten, fand GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian. Dies sei "glatter Gesetzesbruch", den man nicht tolerieren werde. Jedes Jahr stoße man auf einen kleinen Kreis von bekannten Personen aus Politik und Wirtschaft, die die Sonntagsöffnung fordern.
Diese Gruppe sei jedoch nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung und ihre Methoden seien demokratisch nicht legitimiert. Die "rechtsbrecherischen Methoden" einzelner Kaufleute werde ungerechtfertigt verherrlicht. Er forderte einen "Zeitwohlstand" im Handel und keine Dienstbotengesellschaft.
Verschlechterugen der Lebensqualität
Mit der heutigen Aktion wollte die GPA ein öffentliches Bewusstsein für die Beschäftigten im Handel schaffen. Die GPA wende sich mit ihrer Kampagne für den freien Sonntag unverändert gegen alle Bestrebungen, den arbeitsfreien Sonntag im Handel in Frage zu stellen. Es gehe dabei ja nicht nur um die rund 500.000 Handelsangestellten, sondern auch um zusätzliche Beschäftigte für die Kinderbetreuung oder im öffentlichen Verkehr, die davon betroffen seien, so Katzian. Die Sonntagsöffnung würde daher für eine sehr große Gruppe eine deutliche Verschlechterung der Lebensqualität bedeuten.
Mit scharfer Kritik reagierte auch SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin und SPÖ-Abgeordnete Bettina Stadlbauer auf die "Sonntags-Rebellen" im Handel. Die Ankündigung eines Wiener Kaufmannes, sein Geschäft in einer "Testphase" jeden ersten Sonntag im Monat einfach geöffnet zu halten, sei ein Gesetzesbruch. "Es ist erstaunlich, dass in Österreich der Gesetzesbruch bereits offen angekündigt werden kann", so Stadlbauer. Damit werde die Demokratie in Österreich verhöhnt. Offensichtlich glaube er, dieses Verhalten sei schick und harmlos. "Wir leben aber nicht im Wilden Westen, sondern immer noch in einem Rechtsstaat", so Stadlbauer.