Am Nachmittag will der US-Autokonzern endlich mitteilen, ob er seine deutsche Tochter verkauft oder lieber doch behält.
Nach monatelangem Tauziehen um die Zukunft des deutschen Autobauers Opel hat der Mutterkonzern General Motors offenbar die Entscheidung getroffen. Das Ergebnis soll aber erst nach Unterrichtung der deutschen Regierung und der deutschen Tochter veröffentlicht werden. Laut Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz ist gegen 14 Uhr eine Pressekonferenz angesetzt.
Betriebsrat will zu Magna
Franz sprach sich gleichzeitig deutlich
gegen einen Verbleib des deutschen Autobauers beim US-Mutterkonzern General
Motors aus. "Es gibt unter diesem General Motor für uns keine Perspektive,
das müssen wir klar sagen." Franz erklärte weiter, bisher habe er lediglich
"Indikationen", wie die Entscheidung bei GM ausgegangen sein könnte. Es sei
aber abgemacht, dass die Arbeitnehmervertreter von GM "unmittelbar
informiert" würden.
Proteste angedroht
Für den Fall, dass nicht der austro-kanadische
Interessent Magna bei Opel zum Zuge kommt, würde die Arbeitnehmerseite
entsprechende Proteste organisieren, mahnte Franz. Mit der Lohnzurückhaltung
sei es dann vorbei. Falls es eine andere Entscheidung als die für Magna
geben, würden am Freitag sehr viele Menschen zum Opel-Werk nach Eisenach
reisen, um die dortige Niederlassung "mit einer Menschenkette zu schützen".
Falls GM die "alte Kostenreduzierungsorgie" wolle, könnten und würden die
Arbeitnehmer das nicht unterstützen.
Der GM-Verwaltungsrat befasste sich auf seiner Sitzung am Mittwoch mit vier möglichen Szenarien. Dazu zählt der Verkauf an den Zulieferer Magna International oder den konkurrierenden Finanzinvestor RHJ International, der Verbleib von Opel unter dem GM-Konzerndach oder eine Opel-Insolvenz. Das letzte Wort hat allerdings formell die Opel-Treuhand.
Behalten kommt GM teuer
Zuletzt mehrten sich die Hinweise, dass
der angeschlagene Autobauer Opel doch beim US-Mutterkonzern General Motors
bleiben könnte. Opel-Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster sagte der
Zeitschrift "Auto, Motor und Sport", der neue GM-Verwaltungsrat sei
"offensichtlich der Auffassung, dass Opel doch eine sehr wichtige Marke für
GM ist und Europa ein sehr wichtiger Markt". Nach Ansicht mehrerer deutscher
Politiker könnten auf GM Milliardenkosten zukommen, wenn Opel nicht verkauft
wird.
Forster äußerte Verständnis für einen möglichen Verbleib des deutschen Autobauers in dem US-Konzern. Auch zuvor habe sich GM nur notgedrungen von Opel trennen wollen, weil die US-Regierung bisher nicht erlaubt habe, mit amerikanischem Geld eine Restrukturierung außerhalb der USA zu betreiben.
Deutschland stellt sich quer
Zu den Überlegungen, Opel zu
behalten, sagte der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD): "In
meinen Augen heißt das zweierlei: Die 1,5 Milliarden Euro Überbrückungshilfe
sind ein Kredit. Und ein Kredit ist ein Kredit." Die 1,5 Mrd. Euro müsste GM
unter den Konditionen, die man Opel eingeräumt habe, zurückzahlen. Außerdem
könne es die zweite Tranche der Überbrückung, die zusätzlichen 3 Mrd. Euro
Bürgschaft, nicht für einen Schließungsplan in Deutschland geben.
"General Motors müsste also die Fragen beantworten, wie das Unternehmen Opel auf eine finanziell solide Basis gestellt werden soll und was das für die Standorte bedeutet. Im Klartext: General Motors müsste die Frage beantworten, ob es mehrere Milliarden Euro in seine Opel-Standorte investieren will und kann", sagte Steinbrück.