Quasi Verstaatlicht
GM hat Insolvenz beantragt
31.05.2009
Der einst weltgrößte Autobauer am Montag Gläubigerschutz in New York beantragt.
Stunde Null für den einst größten Autobauer der Welt: Nach jahrelangen Milliardenverlusten hat die bisherige Opel-Mutter General Motors als letzte Überlebensmöglichkeit Insolvenz angemeldet. Die Unterlagen wurden am Montag um 8.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MESZ) bei einem Insolvenzgericht in New York eingereicht. Es ist das größte gerichtliche Gläubigerschutz-Verfahren der US-Geschichte.
60 bis 90 Tage
Gut 100 Jahre nach seiner Gründung steht der
führende US-Autokonzern damit am Scheideweg zwischen Neustart und Untergang.
Mit General Motors und dem Rivalen Chrysler sind binnen eines Monats zwei
der drei großen US-Hersteller in die Pleite gerast. Nur die Nummer zwei -
Ford - will trotz Milliardenverlusten ohne Staatshilfe weitermachen. Die
Entscheidung über die Zukunft von GM liegt nun in der Hand des
Insolvenzrichters, für das Verfahren wird eine Dauer von 60 bis 90 Tagen
angepeilt, hieß es von US-Regierungsbeamten.
Verstaatlichung
Nach der de facto Verstaatlichung soll sich GM -
geschützt vor dem Zugriff der Gläubiger - in der Insolvenz ("Chapter
Eleven") gesundschrumpfen - der Konzern wird in einen "guten" und einen
"schlechten Teil" aufgespalten. GM soll künftig schon in die Gewinnzone
fahren, wenn in den USA lediglich zehn Millionen Autos aller Hersteller pro
Jahr verkauft werden. Bisher liegt die Schwelle bei 16 Millionen.
Ultimatum
US-Präsident Barack Obama hatte dem
Traditionsunternehmen ein Ultimatum bis zum 1. Juni gestellt: Entweder legt
GM einen überzeugenden Sanierungsplan vor oder als einzige Überlebenschance
bleibt die Insolvenz nach US-Muster. Nun wird der Konzern radikal
umgekrempelt: Laut Regierung sollen elf Werke geschlossen und drei weitere
nicht mehr genutzt werden. Berichten zufolge sollen erneut Zehntausende
Stellen wegfallen - auf weit unter 100.000 allein in Nordamerika. Vor zehn
Jahren gab es noch mehr als doppelt so viele.
Marken halbiert
Die Zahl der US-Marken wird auf vier halbiert -
es bleiben GMC, Chevrolet, Cadillac, Buick. Für die schwedische GM-Tochter
Saab gab es zuletzt noch zwei bis drei mögliche Käufer. Auch der
Geländewagenbauer Hummer und die US-Marke Saturn sollen verkauft werden,
Pontiac muss sterben. "Während des Insolvenzverfahrens wird GM wie
gewöhnlich arbeiten", hieß es aus dem Weißen Haus.
Chancen fürs Überleben
Die US-Regierung übernimmt rund
60 Prozent an dem Konzern, Kanada 12 Prozent. Die Autogewerkschaft UAW
erhält für Milliarden-Zugeständnisse knapp 18 Prozent an GM. Die Chancen für
ein Überleben von GM stiegen zudem am Wochenende in fast letzter Minute
durch eine Einigung mit den Zehntausenden Gläubigern. Für den Verzicht auf
27 Mrd. Dollar (19,2 Mrd. Euro) an Schulden sollen die Kreditgeber zehn
Prozent am neuen Konzern bekommen, später können es bis zu 25 Prozent werden.
Weitere 30 Mrd.
Die US-Regierung springt mit weiteren rund 30
Mrd. Dollar ein, um die Insolvenz zu finanzieren, Kanada ist mit knapp 10
Milliarden dabei. Damit haben die US-Steuerzahler rund 50 Milliarden in GM
gepumpt. Die verbliebenen Aktionäre gehen praktisch leer aus.