Überraschung
GM sagt Opel-Verkauf an Magna ab
03.11.2009
Der Verwaltungsrat hat den Deal doch noch abgeblasen.
General Motors will Opel nun doch behalten. Der Verwaltungsrat des US-Mutterkonzerns entschied sich am Dienstag gegen den Verkauf des deutschen Tochterunternehmens an Magna. Die Verbesserung des Geschäftsumfeldes und die Bedeutung von Opel seien für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen, teilte GM mit. Konzernchef Fritz Henderson kündigte an, in Kürze einen Restrukturierungsplan für Opel vorzulegen. In Berlin wurde die Entscheidung bedauert. Auch bei den Opel-Arbeitern stieß der Plan auf Kritik. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sieht dadurch die Opel-Werke in Bochum, Kaiserslautern und Antwerpen "akut gefährdet".
Die Chronologie des geplatzten Opel-Deals!
Sanierung
Die Kosten für die Sanierung bezifferte GM-Chef Fritz
Henderson nach vorläufigen Schätzungen auf drei Milliarden Euro. "Das
ist deutlich weniger als alle Investoren-Angebote". Im September hatte
das GM-Gremium noch den Verkauf von 55 Prozent der Opel-Anteile an den
kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna und dessen russischen
Partner Sberbank empfohlen. Die EU-Kommission hatte Bedenken angemeldet und
GM aufgefordert, die Entscheidung zu überdenken. Magna hatte 4,5 Milliarden
Euro Staatshilfen angestrebt.
Brückenfinanzierung
Die deutsche Bundesregierung erwarte
nun, dass GM "den Konzern Opel in seiner Leistungsfähigkeit stärkt"
und "die erforderlichen Anpassungen auf ein unverzichtbares Mindestmaß
begrenzt", erklärte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in der Nacht zum
Mittwoch. Außerdem müsse der US-Konzern die Brückenfinanzierung von 1,5
Milliarden Euro fristgerecht zurückzahlen. Das Thema Opel wurde für Mittwoch
auf die Tagesordnung des Kabinetts gesetzt.
Niederlage für Merkel
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) kommt die Kehrtwende bei GM - kurz nachdem sie die seltene Ehre
erfahren hatte, vor beiden Häusern des US-Kongresses zu reden - einer
Niederlage gleich. Sie hatte sich persönlich für Magna stark gemacht. Auch
mit US-Präsident Barack Obama hatte sie gesprochen. GM war nur durch
Staatshilfen gerettet worden, die US-Regierung verfügt bei dem Konzern über
entscheidenden Einfluss. Die US-Regierung erklärte jedoch, sie sei bei der
Entscheidung nicht beteiligt gewesen.
Scharfe Kritik
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch übte
scharfe Kritik. "Ich bin sehr betroffen und zugleich verärgert, dass
die monatelangen Bemühungen, für Opel Europa eine möglichst gute Lösung zu
finden, an GM gescheitert sind", erklärte Koch. Er mache sich große
Sorgen um die Zukunft des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze.
Magna mit Verständnis
Magna-Vorstandschef Siegfried
Wolf äußerte Verständnis für die GM-Entscheidung. "Wir
verstehen, dass der Verwaltungsrat zu dem Schluss gekommen ist, dass es im
besten Interesse von GM ist, Opel zu behalten", erklärte er. Die
deutsche Tochter spiele eine wichtige Rolle in der weltweiten Organisation
des Konzerns.
In den vergangenen Wochen waren bei wichtigen Akteuren Zweifel aufgekommen, ob GM Opel immer noch verkaufen oder vielleicht doch in Eigenregie sanieren will. Ins Feld führten Skeptiker, dass GM für einen Neustart die moderne Opel-Technologie und den Zugang zum europäischen Markt brauche.
Zweifel
Beobachter in Europa trauen GM jedoch nicht zu, die
Opel-Sanierung finanziell stemmen zu können. Armin Schild, Frankfurter
IG-Metall-Bezirksvorsitzender und Opel-Aufsichtsratsmitglied, hatte kürzlich
davor gewarnt, dass Opel unter dem Dach von GM die Pleite drohe. Die
Amerikaner indes versprühten Optimismus: "Die Finanzkraft und
Stabilität von GM haben sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert.
Das macht uns zuversichtlich, das Europa-Geschäft erfolgreich
restrukturieren zu können." GM wolle zudem seine Beziehungen mit
dem russischen Autobauer Gaz weiter ausbauen.