Grasser-Anwalt drängte bei Ministerin auf Akteneinsicht. Grasser selbst sieht kein Problem darin: „Kann Aufregung nicht nachvollziehen.“
Ein Treffen zwischen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner und Karl-Heinz Grassers Anwalt Manfred Ainedter lässt in der heimischen Politik die Wogen hochgehen. Stattgefunden hat die „informelle Intervention“ (Ainedter) vergangenen Mittwoch (22 Uhr) im noblen Wiener Theatercafé. „Schau bitte, dass ich endlich Akteneinsicht kriege. Schalte die Aufsicht ein. Ich habe auch schon formell Einspruch erhoben“, habe er die Ministerin gebeten, bestätigt Ainedter. Grasser wird nach einer Anzeige der Grünen aufgrund der Buwog-Affäre von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt.
„Zufall“
„Das Treffen war ein reiner Zufall. Ich
habe die Anwalts-Prüfung meines Sohnes gefeiert. Da kam plötzlich die
Ministerin rein. Ich habe mich bei ihr aufgeregt, dass ich jede Woche über
geheime Akten lesen muss und ich keine Akteneinsicht bekomme. Sie meinte,
sie kann gar nichts machen“, sagt Ainedter zu ÖSTERREICH.
Die Grünen sprechen indes von einer VIP-Betreuung für den Grasser-Anwalt. „Es entsteht der Eindruck, dass hier Prominente eine Sonderbehandlung erfahren“, so Justizsprecher Albert Steinhauser. Die Grünen wollen nun mit einer parlamentarischen Anfrage klären, welche Interventionen diesem Treffen gefolgt sind.
Grasser: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“
Grasser
selbst gönnt sich dieses Wochenende bei seinen Eltern in Klagenfurt eine
Auszeit vom Buwog-Trubel. In ÖSTERREICH verteidigt er das Treffen: „Das ist
doch lächerlich. Ainedter hatte keinen Termin mit der Ministerin, sondern
hat sie dort zufällig getroffen. Ich verstehe die Aufregung nicht.“ Er
selbst hat der Ministerin bereits einen Brief zu der Causa geschrieben:
„Darin habe ich gewisse Dinge klargestellt.“ Er habe jedenfalls noch immer
keine Akteneinsicht erhalten. „Die Staatsanwaltschaft hat mich bis jetzt
noch immer nicht eingeladen“, so Grasser. Nachsatz: „Mir kommt vor, keiner
will was von mir wissen.“
Neue Vorwürfe
Grassers Ex-Mitarbeiter Michael Ramprecht
bekräftigt indessen seine belastenden Aussagen zur Buwog-Privatisierung auch
vor Gericht: „Tatsächlich hat der Immobilienmakler Karl Plech, ein enger
Vertrauter des Privatanklägers (Grasser, Anm.), bereits im Jahr 2002, also
gut ein Jahr, bevor das Buwog-Paket zum Verkauf ausgeschrieben wurde, die
Äußerung getätigt, dass feststünde, wohin die Reise gehen würde, nämlich in
Richtung Immofinanz“, zitiert profil die Aussage.
Und: Ramprecht hat Plech bei Gericht als einen der ersten Zeugen namhaft gemacht. Plech – er war Aufsichtsratsvorsitzender der Buwog – könnte schon bald vor Gericht aussagen.
"Keiner will was von mir wissen" |