Auf die anoyme Anzeige will Grasser mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung kontern. Weiters kündigt der Ex-Finanzminister seinen Rücktritt als Chef der Management-Gesellschaft MPM an.
Parallel zur außerordentliche Hauptversammlung der Power International gab Grasser Dienstag eine Pressekonferenz, um "eine Reihe von Klarstellungen zu treffen", wie er sagte. Die anonyme Anzeige, die gegen ihn erstattet wurde, sei "böswillig und ohne Inhalt", sagte Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser weiter. Er sei bemüht, den Urheber zu ermitteln, um Strafanzeige wegen Verleumdung einzubringen. "Wenn Sie zweckdienliche Hinweise liefern können, wäre ich Ihnen dankbar", ersuchte Grasser die anwesenden Journalisten.
Angriff auf Nationalbank
"Ich habe einige Erfahrung mit
anonymen Anzeigen", sagte Grasser heute. Wenn jemand nicht einmal zu
seiner Anzeige stehe, dann sei klar, dass davon nichts zu halten sei. "Ich
habe als Finanzminister nicht interveniert, Weisungen gegeben oder sonstwas."
Die Anzeige diene lediglich dazu, ihn zu beschädigen. Andererseits sei sie
auch ein Angriff auf die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und die
Finanzmarktaufsicht (FMA), denen damit unterstellt werde, "am
Gängelband des Finanzministers" zu hängen.
PI "zerstückelung" durch "Geierfonds"
Für
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist die Zerschlagung der Power
International (PI, ehemals Meinl International Power) alles andere als ein
Sieg für die Kleinaktionäre. Was hier wirklich passiere, sei die
Zerstückelung des Unternehmens durch aggressive "Geierfonds",
die sich dann eine Beute von bis zu 60 Mio. Euro teilen könnten.
Liquidation "krasse Fehlentscheidung"
Als noch immer
amtierender Chairman der externen Managementgesellschaft Meinl Power
Management Limited (MPM) sprach sich Grasser vehement gegen eine Liquidation
der PI aus, die "eine krasse Fehlentscheidung" sei.
Kleinanleger werden Geld verlieren
Mehrere Hedgefonds hätten im
Zuge einer feindlichen Übernahme im November 2008 etwa 20 Millionen
Zertifikate der Meinl International Power zum geschätzten Stückpreis von 6
Euro aufgekauft, erklärte Grasser. Der Liquidationswert der Zertifikate
betrage nach Darstellung des neuen PI-Chefs Wolfgang Vilsmeier 9 Euro. Diese "Vulture
Funds" - allen voran Elliot Associates des Milliardärs Paul Singer -
würden also durch die Zerschlagung des Unternehmens bis zu 60 Mio. Euro
Gewinn machen. Zu den Geschäftsmethoden von Elliot gehöre es unter anderem,
Schulden von Dritte-Welt-Ländern billig aufzukaufen und dann vor westlichen
Gerichten einzuklagen, erklärte Grasser. "Es tut mir sehr leid,
wenn die Kleinanleger durch diese Zerschlagung Geld verlieren sollten."
Grasser tritt zurück
Bei einem Treffen mit Vilsmeier in
der vergangenen Woche habe er, Grasser, bereits seinen Rücktritt als
MPM-Chairmann angekündigt, falls die Liquidation beschlossen werden sollte.
Er werde aber für eine geordnete Übergabe an seinen Nachfolger sorgen. "Es
wird plus/minus einen Monat dauern, bis ich meine Tätigkeit in der MPM
beende." In die MPM habe er bei der Gründung selbst gut 17.000 Euro
eingebracht und halte derzeit noch immer ein Drittel an der
Managementgesellschaft. Sein Ausstieg aus der MPM werde derzeit abgewickelt.
Zwei Drittel der MPM gehören der Meinl Bank, die ihren Anteil bereits auf
Null abgeschrieben hat. Dass er für seinen Drittelanteil nicht mehr als
einen Euro erhalten werde, wie Meinl-Bank-Chef Peter Weinzierl vor kurzem
erklärt hatte, bestätigte Grasser heute - das sei "der Wert,
an dem man sich orientieren wird".
Sollte die Liquidation der PI rasch erfolgen, dann könnte sich sein Ausstieg aus der MPM erübrigen, da dies länger als die PI-Auflösung dauern würde.