Die besten Freunde von Grasser haben 9,6 Millionen für einen Insider-Tipp kassiert.
Sie hatte es geahnt: „Karl-Heinz, ich warne dich“, sagte Grassers Frau Fiona 2008 bei einer Party vor einem Dutzend Zeugen, „mach mit dem Walter keine Geschäfte, der ist nicht seriös!“ Damals war Karl-Heinz Grasser seit kurzem Privatmann, gründete mit seinen beiden Spezis Walter Meischberger und Peter Hochegger - gegen den Rat seiner Frau - die Beraterfirma Valora Solutions, teilte mit seinem Trauzeugen „Meischi“ ein nobles Büro, war auch sonst mit dem sonnigen Tiroler Ex-Politiker ein Herz und eine Seele.
Bürogemeinschaft
Bis zur letzten Woche, als der
Ex-Finanzminister seinem besten Buddy zunächst die Bürogemeinschaft und dann
die Freundschaft aufkündigte. Walter Meischberger hat seinen Partner
und Freund ins schwerste Schlamassel geritten. Er hat 2004 – als Karl-Heinz
Grasser mächtiger Finanzminister der Regierung Schüssel war – sein
„Insider-Wissen“ um sagenhafte 9,6 Millionen verkauft. Am 15.
Juni 2004 verkaufte die Regierung Schüssel als „Highlight“ der
Privatisierungs-Offensive von Finanzminister Grasser die
Bundeswohnbaugesellschaft BUWOG mit 62.500 Wohnungen an die Immofinanz.
Die hatte wenige Wochen vorher einen prominenten „Berater“ erhalten: Der Grasser-Freund und PR-Agenturchef Hochegger hatte Immofinanz-Chef Petrikovics angeboten, ihm bei der Ersteigerung der BUWOG zum Erfolg zu verhelfen – er würde ihm jenen Preis nennen, der zum „Bestbieter“ reicht. Als Lohn für die „Beratung“ vereinbarten Hochegger und Petrikovics ein „Erfolgshonorar“ von 1 Prozent der Kaufsumme – laut Hochegger „die international übliche Beratersumme“.
Meischberger und die Millionen
Was Petrikovics nicht wusste:
Hinter dem bekannten PR-Mann Hochegger verbarg sich der blaue Ex-Politiker
Meischberger, der beste Freund des Finanzministers. Meischberger gibt offen
zu: „Die Immofinanz wollte ursprünglich nur 500 Millionen bieten – wir haben
Petrikovics klar gemacht, dass er knapp an die Milliarde gehen muss!“
Der Ex-Minister nimmt erstmals zur Meischberger-Affäre Stellung.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie vom Insider-Geschäft Ihrer
beiden Freunde erfahren?
ÖSTERREICH: Warum?
ÖSTERREICH: Die Optik ist aber katastrophal?
ÖSTERREICH: Sie können ausschließen, dass Sie den
Bestbieter-Preis an Ihren Freund verraten haben?
ÖSTERREICH: Warum sind Sie nach der Politik bei Meischi
und Hochegger in die Firma „Valora“ eingestiegen?
ÖSTERREICH: Sie ärgern sich?
ÖSTERREICH: Haben Sie mit Hochegger noch Kontakt?
ÖSTERREICH: Aber Sie haben noch eine Bürogemeinschaft
mit Meischberger?
ÖSTERREICH: Sie schließen aus, dass Sie von ihm je
einen Cent aus dem Geschäft bekommen haben? |
Am 15. Juni 2004 – nach wochenlanger Verzögerung – wurden im Beisein eines Notars und einer Videokamera die mit Siegel verschlossenen Angebote geöffnet. Der Favorit für den Kauf, die CA Immo, bot exakt 960 Millionen. Die von Hochegger beratene Immofinanz hatte ein Gebot von 961 Millionen – also um eine lächerliche Million mehr. Seit damals stellt sich die Frage: Von wo wusste die Immofinanz, dass 961 Millionen zum Bestbieter führen?
Peter Hochegger
Heute weiß man: Von Peter Hochegger. Und von wo
wusste es Hochegger? Heute weiß man: Von Meischberger. Und von wo wusste es
Meischberger? Das ist der derzeit spannendste Krimi der Republik. Fest
steht: Im Sommer 2004 überwies die Immofinanz auf Hocheggers Wunsch 1
Prozent des Kaufpreises – 9,6 Millionen Euro – auf ein geheimes Konto einer
Firma Atropolis auf Zypern. Vier Jahre hielt das Geheimnis. Dann ging die
Immofinanz pleite – und vor dem Staatsanwalt plauderte im August 2009 ein
Immofinanz-Vorstand die Zahlung an die Atropolis aus. Es folgten zwei
Selbstanzeigen beim Finanzamt.
Selbstanzeigen
Zuerst von Hochegger, dem die Atropolis gehörte,
der aber nur 1,8 Millionen behalten haben will. 7,8 Millionen habe er an
Walter Meischberger weitergegeben. Auch der machte eine Selbstanzeige beim
Finanzamt – er habe weder Umsatz- noch Einkommenssteuer bezahlt, sondern die
7,8 Mio. netto kassiert. Wichtige Frage im Krimi: Kassierte er die 8
Millionen alleine. Meischi sagt: „Ja“. Ein prominenter blauer
Insider beschwört: „Meischi hat wie Hochegger nur 1,8 Millionen selbst
behalten – den Rest weitergegeben.“ An wen?
Meischi ist ein enger Freund des FPÖ-Masterminds und blauen Partei-Finanziers Karl Plech, der damals Aufsichtsratschef der Buwog war und alle Interna kannte. Meischi ist auch der engste Freund und war 2005 sogar Trauzeuge von Karl-Heinz Grasser. Als Grasser 2007 aus der Regierung ausschied, stieg er in eine Firma Valora Solutions ein, deren restliche Anteile zu je 33 % ausgerechnet die Freunde Peter Hochegger und Meischberger hielten.
Streit
Vor einem Jahr stieg Grasser aus der Valora aus, weil er
sich mit Hochegger zerstritten hatte, behielt aber ein Büro mit
Meischberger. Seit kurzem ist Grasser mit 33 % Partner in der
Immobilienfirma GPS von – man glaubt es kaum – Karl Plech. Die
Freundschaft mit Meischi ist zerbrochen. Freitag kündigte
Grasser dem Spezi die Bürogemeinschaft auf. Meischberger weint
echte Tränen, weil er „Karl-Heinz in die Bredouille gebracht hat und die
Lebensfreundschaft zerbrochen ist – ich kann mir in den Arsch beißen“.
Auch sonst ist der Sonnyboy am Ende: Ihm droht eine Steuernachzahlung von 3,9 Mio. für die Einkommens- und 1,56 Mio. für die Umsatzsteuer. Dazu kommt wohl eine Steuerstrafe von bis zu 2,6 Millionen – in Summe also 8,06 Millionen, mehr als er kassiert hat. Zusätzlich drohen ihm, wenn das Gericht seine Selbstanzeige nicht gelten lässt, bis zu 6 Jahre Haft. Eine schöne Bescherung.