Der Ex-Finanzminister gründet eine neue Vermögensberatung. Sein Fokus liegt aber darauf, „die MIP zu einem Erfolg für die Anleger“ zu führen.
KHGs Einstieg in die Privatwirtschaft war fast eine Enttäuschung: Nachdem Jobs bei VW, der Citigroup und Credite Suisse First Boston im Gespräch waren, heuerte er „nur“ bei der Managementgesellschaft für die Meinl International Power (MIP) an, an der er selbst 33 Prozent hält. Außerdem ist er Aufsichtsratspräsident des Finanzdienstleisters C-Quadrat sowie Eigentümer des Beratungsunternehmens Valora Solutions, über das er auch wohldotierte Vorträge zu Finanzmarktthemen im In- und Ausland annimmt.
Doch aus dem vermeintlichen Abtauchen in die berufliche Anonymität wurde nichts: Die MIP-Management-Gesellschaft steht zum Verkauf und sein Job wackelt, weil aufrührerische Aktionäre einen Führungswechsel wollen. Showdown ist bei der MIP-Hauptversammlung am 28. Juli, und derzeit sieht es schlecht aus für ihn.
Ausstiegsplan
Dabei wäre der Zeitpunkt für den Ausstieg bei der
MIP für Grasser ungünstig, wie ÖSTERREICH recherchierte. Zwar liegt der
Kaufpreis für die Firma bei 32 Millionen Euro, wovon Grasser nach rund
20.000 bis 30.000 Euro Grundinvestment 10,6 Millionen Euro zustehen – aber
nur auf dem Papier. Denn Grasser-Partner Julius Meinl hat für eine mögliche
Rückkehr KHGs in die Politik vorgesorgt und mit ihm einen Stufenplan
vereinbart: Grasser erhielte demnach erst im sechsten Jahr, also 2013,
seinen vollen Anteil ausbezahlt. Derzeit erhielte er demnach rund 1,8
Millionen Euro vom Verkaufserlös.
Auch Grassers Aufseher-Job bei C-Quadrat brachte ihn gestern ins Rampenlicht. C-Quadrat kauft die M&A Privatbank. Diese wurde durch ihre früheren Aktionäre bekannt. So waren dort schon A-Tec-Gründer Mirko Kovats, Industrieinvestor Ronny Pecik und Thomas und Claudia Hönigsberger aus dem Wlaschek-Clan beteiligt.
Selbstständigkeit wichtig
„Mein beruflicher Fokus liegt
darauf, bei der Hauptversammlung der MIP zu gewinnen und die Gesellschaft zu
einem Erfolg für die Anleger zu führen“, sagt Grasser. Dennoch hat er einen
Plan B in der Tasche: „Die Selbstständigkeit ist mir enorm wichtig.“
Einträglich ist sie ebenfalls: Für einzelne seiner Vorträge kassiert er
25.000 Euro – mehr, als er bei C-Quadrat in einem ganzen Jahr verdient.
Erst am 10. Juli hat er mit Partner Burckhard Graf die SMW OG gegründet, wie ÖSTERREICH erfuhr, eine Vermögensberatung, die laut Grasser noch „am Anfang vom Anfang“ stehe. Er und Graf, der auch Aufsichtsrat der Bundespensionskasse AG ist, würden dort vorerst das Vermögen eines „wohlhabenden, aber namentlich ungenannt bleibenden“ Österreichers verwalten.