Hohes Defizit
Griechenland gerät unter Druck
08.12.2009
Eine Rating-Agentur stufte die Kreditwürdigkeit zurück.
Griechenland gerät wegen seines hohen Staatsdefizits immer mehr unter Druck. Erstmals seit zehn Jahren hat eine Rating-Agentur das Euro-Land aus der obersten Klasse der sicheren Schuldner verbannt und die Anleihen des Mittelmeeranrainers nur noch in die zweitbeste Kategorie eingestuft. Dies verteuert nicht nur den Schuldendienst für das südeuropäische Land. Die Nachrichten schickten am Dienstag auch die griechischen Bank-Aktien auf Talfahrt und belasteten den Euro .
Unter Beobachtung
Die Ratingagentur Fitch stufte Griechenland
am Dienstag auf BBB+ mit negativem Ausblick von A-. Erst Ende Oktober
hatte Fitch wachsenden Zweifeln an der Kreditwürdigkeit des Landes
nachgegeben und das Rating auf A- gesenkt. Damals hatten die frisch an die
Regierung gewählten Sozialisten neue Haushaltslöcher aufgedeckt. Die
Ratingagentur Standard & Poor's kündigte am Montag an, seine Einstufung des
Landes zu überprüfen. Auch bei Moody's steht Griechenland unter Beobachtung.
Top-Schuldner wie die Bundesrepublik Deutschland haben mit "AAA" das beste
Rating.
Der mittelfristige Ausblick für die Entwicklung der Staatsfinanzen mache Sorgen, begründete Fitch den Schritt. Weitere Verzögerungen bei der Sanierung des Haushalts könnten zu einer weiteren Herabstufung führen. Der Ausblick könne aber auf stabil angehoben werden, wenn die Regierung sich zu eingreifenden Maßnahmen aufraffe.
12,7 Prozent Staatsdefizit
Finanzminister Giorgos
Papakonstantinou kündigte einen entschlossenen Schuldenabbau an. "Wir werden
alles Erforderliche tun, um das Defizit mittelfristig zu verringern", sagte
er. Der Minister hatte unlängst erklärt, das Staatsdefizit werde in diesem
Jahr nicht wie prognostiziert sechs Prozent betragen, sondern auf 12,7
Prozent hochschnellen. Im nächsten Jahr soll es zwar wieder auf 9,1 Prozent
zurückgehen, die Obergrenze des Euro-Stabilitätspaktes liegt aber bei drei
Prozent. Die Staatsverschuldung sieht Griechenland 2010 bei 121 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die Prognosen der EU sind noch schlechter.
"Die finanzielle Situation ist sehr schwierig und es ist klar, dass eine Herabstufung die Lage nicht verbessert", sagte Analyst Diego Iscaro von Global Insight. "Das Land bezahlt nun den Preis dafür, dass es seine Finanzen in Boom-Zeiten nicht in Ordnung gebracht hat."
Euro setzt Talfahrt fort
Die Herabstufung Griechenlands belastete
den Euro. Er setzte am Dienstag seine am Freitag begonnene Talfahrt fort.
Die europäische Gemeinschaftswährung sank zeitweise bis auf 1,4728
US-Dollar. Am späten Nachmittag erholte sich der Euro leicht und kostete
1,4755 Dollar. Seit den unerwartet robusten US-Arbeitsmarktdaten vom
vergangenen Freitag ist der Euro um über drei Cent gesunken. Die Europäische
Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs Dienstagmittag auf 1,4774 (Montag:
1,4787) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6769 (0,6763) Euro.