Zu Beginn der Ferien- und Urlaubssaison herrscht in der heimischen Tourismusszene allenthalben Optimismus vor.
Basis der Zuversicht sind eine starke Entwicklung der Buchungen im Mai, erhoffte Effekte der Fußball-Europameisterschaft und ein verstärkter Trend zu Urlaub im eigenen Land. Nicht ganz so zufrieden sind Reiseveranstalter ins Ausland. Steigende Preise und die Fußball-EM haben die Reiselust mancher Österreicher bisher offenbar etwas gedämpft.
Es kommen mehr Deutsche ins Land
Österreich Werbung-Sprecherin
Eleonore Gudmundsson ist sehr zufrieden mit den Aussichten auf die
Sommersaison. Besonders stolz ist sie auf weitere Nächtigungssteigerungen
bei Besuchern aus dem Hauptmarkt Deutschland, die zum Teil auf die Bewerbung
Österreichs als "Wanderland" zurückzuführen seien. Zwar hätten manche
potenzielle Besucher ihren Urlaub wegen der EURO 2008 nach hinten verschoben
("Crowding Out-Effekt"). Insgesamt aber sei das Event eine "gewaltige
Aufmerksamkeits-Lichtorgel" für Österreich gewesen, deren Wirkung noch lange
ausstrahlen werde.
Nächtigungsplus von rund 15 Prozent
Im Mai, dem ersten Monat
der sechsmonatigen Sommersaison, stiegen die Nächtigungsziffern gegenüber
dem Vorjahresmonat um 15,5 Prozent, die Ankünfte legten um 14,8 Prozent zu.
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) zeigte sich "sehr zuversichtlich,
dass diese Sommersaison - vor allem auch aufgrund der Fußball-EM - gute
Ergebnisse für unsere Tourismusbetriebe bringen wird". Mit der EURO 2008
habe sich Österreich international "sehr gut positioniert", meint auch der
Tourismusobmann in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Hans Schenner. Er
spricht von einem "Sommeropening nach Maß", das ihn "zuversichtlich in
Richtung Hochsommer" blicken lasse.
Urlaub wegen EM nach hinten verschoben
Die Reiselust der
Österreicher für den Sommerbeginn freilich scheint noch etwas gedämpft. "Wir
sehen für Juli ein leichtes Umsatzminus von 1 bis 2 Prozent", sagte
Touristik-Vertriebsleiter Walter Krahl vom Verkehrsbüro. Er führt diese
Entwicklung auf die Fußball-EM zurück, wegen der viele Personen ihre
Urlaubsreisen nach hinten verschoben hätten. Aber: "Wir rechnen damit, dass
in den nächsten Wochen noch einiges nachkommt".
Trend zum Qualitätstourismus
Aus Sicht des
Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo ist es für seriöse Prognosen "einfach
noch zu früh", zudem seien "Randmonate" wie der Mai nicht sonderlich
aussagekräftig. Generell sei aber mit einem Anhalten des Trends zum
höherpreisigen Qualitätstourismus - in Drei-, Vier- und Fünfstern-Häuser -
zu rechnen. Dass wegen der generell steigenden Preise heuer auch beim Urlaub
gespart werden könnte, erwartet sie nicht, denn das Reisebudget werde oft
bereits im Jahr davor veranlagt.
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Wien: Nachhaltigkeitseffekt der EURO
Ungeachtet der
Fußball-Europameisterschaft EURO 2008, welche die Buchungslage der Wiener
Hotels im Juni bestimmte, zeigt sich die Hotellerie in der Bundeshauptstadt
auch für die Sommersaison hoffnungsfroh. "Es ist nicht so, dass es nach der
EM abbricht", so die Landesvorsitzende der Österreichischen
Hoteliersvereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, zur Zahl der Buchungen.
Im Gegenteil, zeige sich doch auch für Juli und August ein gewisser Nachhaltigkeitseffekt der EURO: "Es schaut ganz gut aus." Dabei müsse und werde man sicher die Nächtigungsumsätze der Vorjahresmonate erreichen - nicht zuletzt, da die Bettenzahl im gleichen Zeitraum auch um sieben Prozent gestiegen sei.
Tirol: Erwartungen positiv
Hinsichtlich der Buchungslage für den
Sommertourismus in Tirol ist "aufgrund des frühen Zeitpunkts keine genaue
Prognose" abzugeben, hieß es von Seiten der Tirol Werbung am Donnerstag. Die
Erwartungen in Innsbruck und seinen Feriendörfern sei aber tendenziell
positiv. Im Allgemeinen seien derzeit Prognosen schwierig, da die Buchungen
im Sommer "eher kurzfristig und hauptsächlich über das Internet ablaufen
würden".
Man hoffe jedenfalls, dass "Ergebnis vom Vorjahr halten zu können". Im Vorjahr wurden in Tirol rund 17 Mio. Nächtigungen verzeichnet. "Die bereits vor Jahren ausgerufene Sommeroffensive beginnt jetzt Früchte zu tragen", hieß es.
Salzburg: Manager zufrieden
In Salzburg sind die
Fremdenverkehrs-Manager mit der Buchungslage für den Sommer durchaus
zufrieden. Allerdings habe es heuer durch die Fußballeuropameisterschaft
EURO 2008 doch spürbare Verschiebungen gegeben, die noch schwer abzuschätzen
seien, sagte Leo Bauernberger, der Geschäftsführer der Salzburger Land
Tourismus Gesellschaft (SLTG), im APA-Gespräch. Außerdem würden die Urlaube
immer kurzfristiger gebucht.
"Im Bereich der Individualtouristen ist es derzeit noch schwer abzuschätzen", so Bauernberger. Viele hätten ihren Urlaub wegen der Fußball-EM heuer verschoben, so dass hier eine Prognose nur schwer möglich sei. Positive Signale gebe es aber von den großen Reiseveranstaltern, die rund 20 Prozent des Sommertourismus in Salzburg abdecken. "Die haben alle guten Zahlen."
Steiermark: Wollen Rekordergebnis halten
Sehr zufrieden wäre man
in der Steiermark, wenn man die Sommerergebnisse des Vorjahres halten
könnte. 2007 wurde die Steiermark als touristisches Ziel verwöhnt: Nach
einem Ankünfte-Plus von 5,4 Prozent auf rund 1,64 Millionen Gäste und einem
Übernachtungs-Mehr von 4,2 Prozent auf rund 5,49 Millionen liege nun die
Latte sehr hoch, heißt es beim Steiermark Tourismus.
Die Buchungslage für die Kernmonate Juli und August ("Da spielt die Musik"), insbesondere der Familien- und Erholungsurlaub, laufe gut, berichten die regionalen Tourismusverantwortlichen laut Bliem. Die Region Graz dürfe allein aufgrund der World Choir Games auf rund 80.000 zusätzliche Übernachtungen hoffen.
Oberösterreich:"Hohes Niveau"
Nach einem positiven
Saisonauftakt sieht der Oberösterreich Tourismus eine gesunde Basis für den
Sommer: Die Ankünfte seien im Mai um 8,7 Prozent auf 218.000 gestiegen, die
Übernachtungen um 7 Prozent auf 590.000, hieß es. Man sei zuversichtlich,
heuer an das "hohe Niveau" des vergangenen Sommers anschließen zu können.
Die Anfragen- und Buchungssituation entspreche derzeit in etwa jener von
2007, so der OÖ. Tourismus.
"Die Stimmung ist optimistisch, obwohl es den Touristikern durchaus bewusst ist, dass es in Zeiten von rückläufiger Aufenthaltsdauer oder dem Trend zum Mehrfach-Urlaub noch stärkerer Anstrengungen bedarf, die kontinuierlichen Zuwächse der vergangenen Jahre heuer wieder zu steigern", erklärte Vorstand Karl Pramendorfer.
Niederösterreich: "Exzellente Auslastung"
Niederösterreichs
Touristikexperten erwarten für die Sommermonate eine "exzellente Auslastung"
im Bundesland. Zwei Gründe würden für die Destination Niederösterreich
sprechen: "Die hohen Benzinpreise sind ein starkes Argument für den
Nahurlaub", zudem gehe der Trend zu kürzeren und kurzfristigen Reisen, hieß
es von der Niederösterreich-Werbung rechtzeitig zum Sommerferienbeginn am
Freitag.
Grundtenor im Bundesland sei, dass in den Gesundheits- und Viersternhotels die Buchungslage "sehr gut" sei. Andere Betriebe hätten sich "zufriedenstellend" gezeigt, so die Angaben der Niederösterreich-Werbung. Verwiesen wurde darauf, dass viele Anfragen und Buchungen in den Sommermonaten kurzfristig seien, etwa im Sektor Ausflugstourismus.
Burgenland: Konstante Ewartungen
Keine großen Zuwächse, aber doch
eine "moderate Steigerung" erwartet Burgenland Tourismus-Direktor Gerhard
Gucher in diesem Jahr. Die heimische Hotellerie sei stark vom Wetter
abhängig, da viele Gäste aus dem Nahbereich kommen. Für die Sommerferien
zeigte er sich "vorsichtig optimistisch". 2007 sei das beste Tourismusjahr
gewesen, diese Zahlen zu übertreffen werde schwierig, so Gucher. "Ich halte
aber wenig von Momentaufnahmen, abgerechnet wird am Jahresende."
Die burgenländischen Thermen können im Sommer auch mit Outdoor-Angeboten punkten. "Das vermittelt ein positives Urlaubsfeeling und die Thermen werden nicht nur im Herbst und Winter besucht", so der Tourismus-Direktor.
Vorarlberg: Optimistische Haltung
Vorarlbergs Touristiker gehen
optimistisch in die kommenden Sommermonate. Die Buchungslage entspreche in
etwa den Vorjahren, erklärten mehrere Verantwortliche. "Wir gehen von einem
erfolgreichen Sommer aus, vorausgesetzt das Wetter spielt mit", sagte etwa
Arno Fricke vom Montafon Tourismus und gab damit auch die Meinung seiner
Kollegen wieder.