Knapper Sieg
Haider kann Sturz durch MIP-Rebellen abwenden
27.07.2008
Karl-Heinz Grasser wird seinen Job bei der Meinl-Gesellschaft vorläufig behalten. Bei der MIP setzten sich die kritischen Aktionäre nicht durch.
In einer höchst turbulenten Hauptversammlung der Meinl International Power (MIP) in der Wiener Stadthalle brachte MIP-Chef Hans Haider gestern sein Reformpaket für das Unternehmen mit 53,4 Prozent der Stimmen knapp durch. Das bedeutet:
Die kritischen Investoren sind mit ihren Umsturzplänen bei der MIP – anders als bei der Schwestergesellschaft Meinl Airports International – gescheitert.
Auch Karl-Heinz Grasser, Vorstand und Drittel-Eigentümer der MIP-Managementgesellschaft, behält seinen Job vorerst.
Was mit der Managementgesellschaft weiter passiert, wird geprüft. Möglich ist die Auflösung des Vertrags oder eine Übernahme durch die MIP (würde beides rund 32 Mio. Euro kosten) – gesichert ist Grassers MIP-Zukunft also nicht.
Gerüchte um Stimmenkauf
Um das Zustandekommen der knappen
Mehrheit für das Haider-Paket kursierten gestern wilde Gerüchte. Angeblich
wurden in den letzten Tagen und sogar noch während der HV Stimmen „gekauft“.
Zwischen 7,25 und 8 Euro soll Anlegern für MIP-Zertifikate und deren
Stimmrechte geboten worden sein – was einem Aufschlag von mehr als 20 % auf
den aktuellen Kurs entspricht.
Nach österreichischem Recht sind solche Deals im Umfeld einer HV nicht erlaubt – die Wertpapiere sind dann gesperrt. Für die auf der Kanalinsel Jersey residierende MIP gilt aber Jersey-Recht. Ob solche Transaktionen dort erlaubt wären, ist ebenfalls umstritten.
Direkt im Anschluss an die erste außerordentliche HV der MIP gab es eine zweite, bei der kritische Investoren um Anlegervertreter Alexander Proschofsky einen zweiten Versuch machten, das amtierende MIP-Management zu stürzen. Ohne Erfolg – „nur“ 46,3 % der anwesenden Kapitalvertreter stimmten für die Abwahl.
Abstimmen, bis es passt
Allerdings brach dann zunehmend das
totale Chaos aus. Nachdem kurzfristig MIP-Direktor Michael Treichl ab- und
„Rebellen“-Kandidat Richard Boleat gewählt wurde, gab es aufgrund
angeblicher Unklarheiten bei Stimmübertragungen portugiesischer Anleger eine
Neuauszählung – und flugs war's im Sinne der MIP-Führung wieder anders rum:
Treichl drin, Boleat draußen.
„Wie in Simbabwe“
„Österreich ist wie Simbabwe – es
wird so lange abgestimmt bis das Ergebnis passt“, meinte ein Vertreter der
Rebellen. Nach fast zehn Stunden Dauer gab es einen Antrag auf Vertagung der
HV – damit der Notar anhand der Tonband-Aufzeichnung die Stimmabgaben mit
der Neuazsählung prüfen könne. Der Antrag wurde abgelehnt. Anlegervertreter
kündigten Anfechtungsklagen an.