Der Post-Konkurrent schreibt in Österreich nicht so bald schwarze Zahlen, ist aber zuversichtlich für die Zukunft.
Der Paketdienst Hermes will sein Netz in Österreich bis 2010 von knapp 1.300 auf bis zu 1.600 Annahme- und Abholstellen erweitern. Im Vorjahr hatte der "Götterbote" noch angekündigt, heuer auf bis zu 1.800 Paketshops aufstocken zu wollen. Schwarze Zahlen wird Hermes hierzulande entgegen früherer Ankündigungen "nicht so bald" schreiben. Dieter Zillmann, Geschäftsführer von Hermes Österreich, ist dennoch guter Dinge und plant eine Service- und Werbeoffensive. Unterdessen hat die Post versucht, ihrem Konkurrenten im Paket-Bereich Partner abzuwerben - offenbar erfolglos.
Auch die Post spürt die Krise - Mehr dazu hier.
Mit Post und DPD
In den Ausbau der Paketshops investiere Hermes
rund 1,5 bis 2 Mio. Euro, so Zillmann. Die Otto-Group-Tochter schreibt in
Österreich zwar noch keine Gewinne, habe das Geld hierzulande aber "nicht
umsonst ausgegeben". Insbesondere seit Hermes nicht mehr selbst liefert,
laufe das Geschäft gut. Man lässt Pakete von Firmen an
Privatkunden seit Sommer von der Post zustellen. Der entsprechende Vertrag
sei ein "langfristiger". Die Versorgung der Paketshops - Retouren und
Versand von Privatpaketen - hat DPD übernommen.
Versandhäuser leiden
Von den rund 11,5 Mio. Sendungen pro
Jahr, die Hermes derzeit zustellt, kommen rund 10 Mio. von Großkunden, etwa
von den Versandhäusern Otto, Universal, Quelle und Neckermann. Dass die
Krise die Versandhäuser getroffen hat, "merkt man", so Zillmann. "Massiv"
seien die Probleme aber in Österreich nicht.
Deal mit OMV-Shops?
Hermes ist nun vor allem auf der Suche nach
Paketshops mit längeren Öffnungszeiten, beispielsweise Tankstellen. Schon
jetzt bietet man seine Dienste u. a. an Turmöl-Tankstellen, in Putzereien
sowie Lebensmittel- und Papierfachgeschäften an. Zillmann kann sich
vorstellen, künftig mit großen Ketten wie der OMV - auch Post-Partner - ins
Geschäft zu kommen.
Post wollte Partner wegschnappen
Die Partner der Konkurrenz
interessierten ihn ansonsten nicht. Umgekehrt hat aber die Post offenbar
versucht, Hermes Partner wegzuschnappen: "Ja, Abwerbung hat es gegeben", so
Zillmann. Die meisten, die gewechselt haben, seien aber wieder
zurückgekommen - ohne, dass Hermes das Entgelt, das die Annahmestellen pro
Paket bekommen, erhöhen habe müssen. Das Hermes-System sei unkomplizierter
als das Post-Partner-System. Insgesamt habe sich die teilstaatliche
Konkurrentin seit dem Markteintritt von Hermes "wirklich massiv verändert".
Zillmann erwartet sich, dass die Post "einer weiteren Zusammenarbeit positiv
gegenübersteht".
Für die Hermes Logistik Gruppe sei Österreich ein wichtiges Standbein, weil viele Kunden aus anderen europäischen Ländern Pakete nach Österreich senden. Europaweit gesehen sei Hermes der größte post-unabhängige Paketdienstleister. Neben Österreich stünden noch Großbritannien, Frankreich, die Benelux-Länder sowie Italien auf der Expansionsagenda. Hierzulande will das Unternehmen seinen Marktanteil von 38 Prozent durch den grenzüberschreitenden Paketverkehr noch "ein bisschen" steigern. Große Hoffnungen setzt Zillmann auch in den Homeshopping-Bereich. Umsatzzahlen oder -ziele für Österreich wollte er nicht bekanntgeben. In Deutschland hat die Gruppe ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2008/09 um 3,9 Prozent auf 1,02 Mrd. Euro gesteigert.
Zillmann denkt außerdem über neue Dienstleistungen in Österreich nach, die er gemeinsam mit Post und DPD etablieren will, nannte aber keine Details. Der marketingtechnische "Dornröschenschlaf" von Hermes sei jedenfalls "jetzt beendet". In einigen Wochen sollen Werbekampagnen mit Niki Lauda starten. Derzeit habe Hermes ein "Wahrnehmungsproblem". Ein Einstieg ins Briefgeschäft sei nach wie vor kein Thema.