Weltweit gingen gestern die Notierungen auf Talfahrt. Die Wiener Börse traf es ganz besonders hart. Und es könnte sogar noch schlimmer kommen.
Angst und Verzweiflung machen sich an den Weltbörsen breit. Besonders hart getroffen wurde die Wiener Börse, wo der ATX, der Leitindex, ein Minus von zeitweise fast fünf Prozent verbuchte. Auch wenn die Börse im Handelsverlauf die Verluste eindämmte, so büßte der ATX seit Jahresbeginn bereits über 13 Prozent an Wert ein, viel mehr als die großen Börsen in Frankfurt, New York und London.
Hier geht zu den aktuellen Kursen
„In unsicheren Zeiten gibt es einen Trend zu großen, liquiden Titeln und die sind in Wien Mangelware“, erklärt Birgit Kuras, Chefanalystin der Raiffeisen Centrobank, warum gerade die Wiener Börse so sehr bluten muss. Hier rächt sich der Umstand, dass die für heimische Verhältnisse großen Konzerne wie die OMV oder Strabag, international bestenfalls nur als mittelgroße Unternehmen eingestuft werden. Zudem sind im ATX vor allem Finanzwerte und konjunkturabhängige Aktien wie voestalpine, Andritz und Wienerberger überproportional stark vertreten – Titel, die unter der derzeitigen Krise besonders stark leiden und auf den Verkaufslisten der internationalen Fonds ganz oben stehen. „Wien ist leider stärker betroffen, was daran liegt, dass sich die Wiener Börse in den vergangenen Jahren deutlich positiver entwickelt hat als alle anderen westlichen Börsen“, versucht Börse-Vorstand Michael Buhl zu beruhigen.
Milliardenverluste
Denn bis zu seinem Rekordstand im vergangenen
Juli mit 4.981,87 Punkten war die Welt für den ATX noch in bester Ordnung.
Doch seit die Börsen weltweit ins Trudeln gekommen sind, ging es auch mit
dem ATX steil bergab – seit Juli bereits um rund 22 Prozent. Die
Marktkapitalisierung der inländischen Aktien an der Wiener Börse ging
seitdem um über 24 Milliarden Euro auf 143,2 Milliarden Euro zurück – allein
in den vergangen zwei Wochen um acht Milliarden Euro.
Miese Bilanz
Der Wiener Kurszettel färbte sich gestern jedenfalls
tiefrot. Vor allem Anleger, die im Vorjahr heimische Aktien erworben haben,
sind verzweifelt, denn seit einigen Wochen verbuchen die ATX-Konzerne
täglich Kursverluste von mehreren Prozent. So verloren zyklische Werte wie
A-Tec, Wienerberger, voestalpine, Andritz sowie RHI in diesem Zeitraum über
40 Prozent an Wert und machten damit einen Großteil ihrer zuvor erzielten
Gewinne zunichte. Aber auch die börsennotierten Austro-Banken wurden trotz
exzellenter Gewinnaussichten geprügelt. Wer freilich auf die richtigen
Pferde gesetzt hat, konnte sogar die Börsenkrise mit einem blauen Auge
überstehen.
Die Bilanz der ATX-Werte
|
Aktienname |
Performance |
1. |
A-Tec |
-63,62% |
2. |
AUA |
-47,12% |
3. |
Wienerberger |
-43,79% |
4. |
Andritz |
-39,00% |
5. |
RHI |
-38,89% |
6. |
voestalpine |
-36,85% |
7. |
Erste Bank |
-29,48% |
8. |
Zumtobel |
-28,52% |
9. |
Post AG |
-27,13% |
10. |
Raiffeisen Int. |
-27,09% |
11. |
SBO |
18,33% |
12. |
Mayr-Meinhof |
-18,00% |
13. |
Intercell |
-14,37% |
14. |
bwin |
-9,02% |
15. |
Strabag (erst seit 18.10.07 an der Börse) |
-4,49% |
16. |
Wr. Städtische |
-3,09% |
17. |
Telekom Austria |
-1,38% |
18. |
OMV |
-0,40% |
19. |
Flughafen Wien |
+3,89% |
20. |
Verbund |
+22,43% |