Cerberus-Zuschlag
"Heuschrecke" holt die Bawag
12.12.2006
Die BAWAG wird an Cerberus verkauft. Der US-Fond ist Bestbieter, legt für die BAWAG 3,2 Milliarden Euro auf den Tisch. Die Vertragsunterzeichnung ist für kommende Woche angesetzt.
Cerberus liefert das beste Gesamtpaket: Überzeugen konnten die Amerikaner nicht nur beim Preis. Sie geben auch eine Jobgarantie und wollen die Bawag ausbauen.
Hochspannung bis zuletzt
Noch bis Donnerstagmittag feilschten
die verbliebenen Interessenten für die Bawag PSK. Am Ende siegte jener
Bieter, den ÖSTERREICH schon in der Ausgabe vom Vortag als den fast sicheren
Sieger im Bawag-Poker outete: Der US-Investor Cerberus hat den Zuschlag
bekommen. Der amerikanische Fonds wurde auch von der Investmentbank Morgan
Stanley als Bestbieter gereiht.
Die Bayerische Landesbank hat ihr Angebot in letzter Sekunde zwar aufgebessert. Bayern-Ministerpräsident Edmund Stoiber half mit politischen Interventionen. Das Ergebnis konnte aber nicht mehr gedreht werden.
Frage des Preises
Damit endet die Geschichte der 1922 als
„Arbeiterbank“ gegründeten Bawag PSK ausgerechnet in den Händen eines
umstrittenen „Heuschrecken“-Investors.
Gemeint sind damit Risikokapital-Fonds, die marode Unternehmen kaufen, sie
anschließend knallhart sanieren und nach einigen Jahren um ein Vielfaches
des Kaufpreises wieder auf den Markt werfen. Die Manager von Cerberus
Capital gehören zu dieser Spezies – aber zur umgänglicheren Sorte.
Ausschlaggebend für den Zuschlag war letztlich das Geld. Die Gewerkschaft kann angesichts eines Schuldenberges von 2,4 Milliarden Euro jeden Cent gebrauchen (lesen Sie hier mehr). Cerberus hat zwischen 3,2 und 3,3 Milliarden Euro geboten. Darin enthalten ist eine Kapitalspritze für die Bawag von 600 Millionen Euro. Die ist nötig, um die Republik aus ihrer Haftung zu entlassen.
160 Millionen Euro bekommen die Gläubiger des US-Brokers Refco. Für den ÖGB bleibt aber genug, dass er nicht Konkurs anmelden muss. Es hat sogar noch 100 Millionen in der Kasse.
Gutes Gesamtpaket
Gepunktet hat Cerberus auch mit dem
Gesamtpaket. Um das Image der axtschwingenden Sanierer abzuschütteln, hat
Cerberus-Chef John Snow, bis zum Sommer US-Finanzminister, der Bawag eine
Jobgarantie gegeben. Außerdem möchte er die Bank zur Europa-Zentrale für die
vor kurzem gekaufte Bank von General Motors (GMAC) ausbauen. Mehr zur Zukunft
der Bawag lesen Sie hier!
Und Cerberus hat zahlreiche Österreich-Partner an Bord.
Verstärkung im Aufsichtsrat
In den Aufsichtsrat der BAWAG
P.S.K. werden nach der Finalisierung der Übernahme neue Köpfe einziehen: Der
Cerberus-Chef und ehemalige US-Finanzminister John Snow, der österreichische
Industrielle Hannes Androsch, Wolfgang Radlegger von Wüstenrot, ein
Vertreter der Generali sowie ein Vertreter der Österreichischen Post AG
werden den Aufsichtsrat verstärken, kündigte BAWAG P.S.K.-Chef Ewald Nowotny
am Freitag mit.