Wettanbieter bwin
Hochschaubahn für Hannes Androsch
03.09.2006
Der Anteil von Hannes Androsch an bwin war im Mai 320 Millionen wert. Jetzt sind es nur noch 90 Millionen. Er bleibt trotzdem optimistisch.
Mit Glücksspiel in verruchten Lokalen hat Wetten nichts mehr zu tun, sagt Multi-Unternehmer Hannes Androsch (66): „Das ist ein Lifestyle-Produkt geworden. Deswegen ist die Liberalisierung nicht aufzuhalten. Auch wenn staatliche Monopolzocker in Deutschland dagegen verzweifelt kämpfen.“
Androsch ist überzeugt, dass Wettanbieter bwin, an dem er knapp zehn Prozent hält, die aktuelle Krise rasch überwinden kann.
Vor knapp einem Monat entzogen deutsche Behörden bwin die Lizenz und untersagten jede Wettaktivität. Die Aktie von bwin raste auf einen absoluten Tiefpunkt und bewegt sich seither wie auf einer Hochschaubahn.
Hoch im Mai
Gleiches gilt für Androschs Vermögen. Nach einem irren Höhenflug war der Online-Gambler bwin noch Mitte Mai 2006 bei einem Aktienkurs von 105 Euro genau 3,5 Milliarden Euro wert, Androschs Anteil: 320 Millionen. Dafür kann man eineinhalb Mal die AUA kaufen.
Dann krachten weltweit die Börsen, ein Konkurs in den USA erschütterte die Branche, die Deutschen schossen sich auf bwin ein, und die Firma machte 27 Millionen Halbjahresverlust. Die Aktie fiel und fiel.
Am Tiefststand hatte Ex-Finanzminister Androsch über 250 Millionen Euro verloren. In den letzten Wochen ging es im Zickzack-Kurs wieder bergauf. Alleine am vergangenen Freitag legte die Aktie um vier Prozent auf 30 Euro zu. Trotzdem beträgt der Firmenwert mit knapp einer Milliarde Euro nicht einmal mehr ein Drittel der Höchstmarke. Das Paket von Androsch liegt jetzt bei 90 Millionen.
Wie in Usbekistan
„Mich lässt der Verlust auf dem Papier wirklich kalt. Solange ich nicht verkaufe, spielt der Kurs keine so große Rolle“, macht der Unternehmer gute Miene zum bösen Spiel: „Aber angefressen auf die deutschen Bürokraten bin ich trotzdem. Die agieren wie in Usbekistan.“
Vor allem das Argument, nur staatliche Glücksspiel-Monopole würden vor Spielsucht schützen, bringt Androsch auf die Palme: „Alkoholsucht ist weiter verbreitet. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, ein Staatsmonopol für Alkoholproduktion zu fordern. Wir können selbst dafür sorgen, dass die Leute nicht wettsüchtig werden.“
Investment verzehnfacht
Die bwin-Vorstände Manfred Bodner und Norbert Teufelberger planen eine Klage wegen Ruf- und Markenschädigung vor allem gegen Bayern. US-Investoren von bwin überlegen eine Klage wegen des Kurseinbruchs.
Hannes Androsch sagt: „Internationale Banken halten einen Kurs von 50 Euro für angemessen. Er war zuerst sicher zu hoch, jetzt ist er zu niedrig.“ Verarmen wird Hannes Androsch jedenfalls nicht. Als er sich im Herbst 2004 bei bwin einkaufte, zahlte er zehn Millionen Euro für seine Beteiligung. Das Investment hat sich trotz des Crashs der letzten Wochen noch verzehnfacht.