400 Mio. Euro
Höhere Steuern sollen Bahn- und Straßenbau retten
08.01.2007
Die Mineralölsteuer wird um 3 Cent bei Diesel und um 1 Cent bei Benzin erhöht. Die Lkw-Maut soll um 4 Cent steigen. Experten schätzen die zusätzlichen Einnahmen auf 400 Mio. Euro.
Die neue Regierung hat zum Stopfen der Finanzlöcher im Infrastrukturbereich höhere Abgaben im Straßenverkehr fixiert. Die Mineralölsteuer (MöSt) soll um ein Cent für Benzin und Super und um drei Cent für Diesel angehoben werden.
Auch die Lkw-Maut soll angehoben werden, im Durchschnitt von 22 auf 26 Cent je Kilomter. Beides soll im Koalitionspapier verankert worden sein. Im Gegenzug sollen heimische Lkw durch eine Halbierung der Kfz-Steuer für Schwerfahrzeuge entlastet werden, wie der SPÖ-Chef und künftige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer am Montag erklärte.
Insgesamt sollen laut Gusenbauer, dessen Partei auch den künftigen Verkehrsminister stellen wird, in der kommenden Legislaturperiode bis 2010 neuerlich mehr als 10 Mrd. Euro in den Schienen- und Straßenausbau fließen. Die "wesentlichen Projekte" in der Infrastruktur könnten damit abgeschlossen und die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich damit gestärkt werden, erklärte er in seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel.
Finanzlöcher bei Asfinag und ÖBB
In der vergangenen
Legislaturperiode von 2002 bis 2006 sind laut Verkehrsministerium 5,15 Mrd.
Euro in die Straße und 5,9 Mrd. Euro in den Schienenbau geflossen. Sowohl
bei der Autobahngesellschaft Asfinag als auch bei den ÖBB hat sich daraus
ein Finanzloch entwickelt. Um ihre Bauvorhaben fortzusetzen, benötigen beide
Gesellschaften einen neuen Zuschuss von jeweils rund 300 Mio. Euro vom Bund.
400. Mio. zusätzlich
Für Die Anhebung der Lkw-Maut wird der
Asfinag direkt rund 100 Mio. Euro bringen. Die höheren Einnahmen aus der
Mineralölsteuer (MöSt) werden von Experten auf rund 300 Mio. Euro geschätzt.
Seit Aufhebung der Zweckbindung der MöSt für den Infrastrukturausbau 1987
fließen diese Einnahmen derzeit ins Bundesbudget. Gusenbauer versicherte am
Montag aber, dass die Zusatzeinnahmen aus der MöSt-Angebung nicht dem
allgemeinen Budget zu gute kämen, sondern für den Infrastrukturausbau
herangezogen werden.
Die konkreten Modelle dafür würden noch entwickelt. Die MöSt-Anhebung sei jedoch "der ökologisch sinnvollste Beitrag, um die Infrastruktur auszubauen", und "bedeutend gerechter und fairer" als eine Anhebung der Vignetten-Gebühren oder ähnliches, sagte Gusenbauer in Anspielung auf die jüngsten Debatten um eine neue Pkw-Maut.
Maut-Erhöhung braucht EU-Zustimmung
Auch in ÖVP-Kreisen
wird die Lösung als ökologisch sinnvoll begrüßt. Autos mit hohem Verbrauch
würden stärker zur Kasse gebeten, und der Tanktourismus, der die
österreichische Ökobilanz belastet reduziert. Die Anhebung der Lkw-Maut
werde für die heimischen Frächter durch die Senkung der Kfz-Steuer
abgefedert, die Belastung für sie bleibe unterm Strich in etwa gleich.
Getroffen würden damit vor allem Transit-Lkw. Ob die EU-Kommission der
Anhebung um 4 Cent zustimmen werde, sei allerdings noch offen, hieß es aus
der ÖVP.
Reaktionen
Die von der neuen Regierung geplante Anhebung der
Mineralölsteuer stößt auf heftige Proteste bei den Autofahrern. Auch die
Wirtschaftskammer zeigt sich skeptisch. Die Reaktionen der Verkehrsclubs
können Sie hier nachlesen.