Die Milchpreise beginnen jetzt auch in Österreich zu bröckeln, der Widerstand dagegen von den Bauern wird laut.
Hofer hat die Preise bereits gesenkt, Rewe zieht ab Dienstag mit. Die Handelskette Spar wird "wahrscheinlich in den nächsten Tagen" nachziehen, so Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Man führe derzeit Gespräche mit den Molkereien. Die Handelskette Rewe Austria mit den Marken Billa, Merkur, Adeg und Penny werden die Preise für zahlreiche Molkereiprodukte ab morgen senken. "Wir gehen mit den Hofer-Preisen mit", so Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler. Auf die aktuellen Preissenkungen der Diskontkette Hofer müssen "wir zwangsläufig reagieren".
Milch und Butter billiger
Bei Hofer kostet seit Montag der Liter
Vollmilch 75 statt 85 Cent, die Eigenmarke verbilligt sich von 79 auf 69
Cent je Liter. Das Viertel Butter gibt von 1,19 Euro auf 99 Cent nach. Aber
auch anderen Milchprodukte wie Bio-Milch, Bio-Butter Sauerrahm, Schlagobers
und Topfen wurden billiger. Angekündigt wurden die "dauerhaften
Verbilligungen" am Sonntag in doppelseitigen Anzeigen.
Molkereien stöhnen
Während sich die Konsumenten über die
Milchpreissenkung freuen, stöhnen die Molkereien. "Jeder Cent der
eingespart wird, geht auf Kosten der Landwirtschaft", sagte der Chef
der österreichischen Milchverarbeiter (VÖM), Johann Költringer. Wie die
Preisentwicklung weitergeht, konnte der Experte nicht konkretisieren. Aus
Sicht von NÖM-Chef Alfred Berger ist keine weitere Senkung mehr möglich, da
die Molkereien "ohnehin schon leiden".
Bauern wollen in Brüssel protestieren
Tirols Bauern, allen
voran Bauernbundobmann, Anton Steixner (V), denken über Protestmaßnahmen in
Brüssel nach: "Die Zukunft der Milchbauern muss garantiert sein. Ansonst
werden wir in Brüssel aufmarschieren." EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel
sei die "Totengräberin der Bauern", kritisierte LK-Präsident Josef
Hechenberger.
"Sollte die Milchkontingentierung in sieben Jahren fallen, sei dies das endgültige Aus für die Milchproduktion in den alpinen Regionen", prophezeite Steixner. Jetzt schon würde jeder Bauer pro verkauften Liter Milch draufzahlen und Verluste erzielen. Gründe für den Preisverfall sei das Überangebot an Milch, was auf die flauen Exporte und die gestiegene Milchanlieferung zurückzuführen sei.
Welle schwappt von Deutschland über
Der Preisrutsch bei
Milchprodukten hat in der Vorwoche bereits in Deutschland eingesetzt. Die
großen Handelsketten senkten ihre Preise dort im Schnitt um 20 Prozent.
Hintergrund der Entwicklung ist ein Überangebot auf dem europäischen
Milchmarkt. In Deutschland wurden die Milchpreissenkungen von Aldi (in
Österreich Hofer), Lidl und der Rewe-Tochter Penny eingeleitet.
Große Preisunterschiede zu Österreich
Der Deutsche
Bauernverband hat an den Milchpreissenkungen heftige Kritik geübt und sich
an das Kartellamt gewandt. In Deutschland ist die billigste Milch mit jetzt
49 Cent je Liter deutlich günstigster als in Österreich.