Pleitegeier
Hofreitschul-Chefin Gürtler vom Reformbedarf überrascht
10.01.2008
Nach der vernichtenden Rechnungshofkritik an der Spanischen Hofreitschule will Neo-Chefin Elisabeth Gürtler jetzt rigoros den Sparstift ansetzen.
Die Spanische Hofreitschule in Wien ist in finanziellen Schwierigkeiten, der Rechnungshof kritisiert das hohe Defizit. Elisabeth Gürtler, Ende November als neue Geschäftsführerin präsentiert, wurde vom Reformbedarf überrascht, wie sie eingestand. Rund zwei Millionen Euro fehlen. Nun will sie die Kosten - etwa beim Personal - minimieren und die Erlöse maximieren. "Die Bereiter sind gar nicht begeistert", räumte sie ein.
Vom Reformbedarf "überrascht"
"Ich bin
gekommen, nicht wissend, dass solche Dinge in Angriff zu nehmen sind",
so die Chefin des Hotels Sacher und langjährige Opernball-Organisatorin. Nun
liege aber der Rechnungshof-Rohbericht vor, der der Wiener Institution für
2007 ein Defizit von 1,9 Mio. Euro attestiert: "Den kann ich nicht
links liegen lassen." Ausgeglichen wurde dies im Vorjahr nur durch
einen Grundstücksverkauf, der 800.000 Euro einbrachte.
Keine existenzielle Gefährdung
"Um Gottes Willen, das
geht doch gar nicht." Sie werde alles tun, um das Minus zu minimieren,
sei aber die erste, die am unter Verweis auf die Umwegrentabilität auch
einen verbleibenden Fehlbetrag verteidigen würde. Im Bundesgestüt Piber
seien bereits strukturelle Maßnahmen getroffen worden, in der Hofreitschule
sei dagegen bisher "nicht sehr viel" passiert.
Knackpunkt: Gagen der Mitarbeiter
Gürtler will nun ein Konzept
zur optimalen Nutzung der Immobilien erstellen, vor allem aber eine
Gehaltsstruktur erarbeiten, "die etwas reduziert ist". Wie die
Tageszeitung "Die Presse" berichtet, kritisiert der Rechnungshof
die hohen Personalaufwendungen.
Das durchschnittliche Grundgehalt der Oberbereiter betrug 2006 demnach ohne Zulagen 40.000 Euro. Der Prozentsatz der Zulagen sei mit rund 70 Prozent viel zu hoch. Dazu kämen noch nicht nachvollziehbare Tourneegelder, was die Bezüge drastisch erhöhe. Kolportiert werden bis zu 10.000 Euro monatlich bei Auslandstourneen.
Die Erhöhung der Auftritte von 38 auf 69 gehe jedenfalls nicht zu Lasten der Pferde, so Gürtler. Die Absage der USA-Tournee verteidigte sie mit Infektionen bei einigen Tieren und dem Stress der Tournee, die eine dreiwöchige Erholungszeit für die Lipizzaner bedeutet hätte.
Chronische Finanzprobleme
Die Spanische Hofreitschule war 2001
aus dem Landwirtschaftsministerium ausgegliedert worden, blieb aber ein
Zuschussbetrieb. Aufgrund zunehmender Finanzprobleme wurde 2005 der Vertrag
von Direktor Werner Pohl nicht mehr verlängert und die Leitung an
Geschäftsführer Armin Aigner übertragen. Im Oktober 2007 wurde auch Aigners
vorzeitiger Rückzug verkündet, allerdings versehen mit einer Positivbilanz:
Nach einem Minus von 3,4 Mio. Euro 2004 und 3,9 Mio. Euro 2005 auf 3,9 Mio.
Euro habe er im ersten Halbjahr 2007 für Plus von 195.000 Euro in Wien und
Piber gesorgt. Die Aufgabe der Sanierung sei deshalb in wechselseitiger
Zufriedenheit abgeschlossen worden, wurde nur wenige Monate vor
Bekanntwerden der RH-Prüfergebnisse betont.