HVB-Zukunft
HypoVereinsbank keine Großbank mehr
04.09.2006
Die HypoVereinsbank (HVB) veräußert mit der BA-CA nicht nur etwa die Hälfte ihres Konzernbesitzes, sondern auch ihre größten Gewinnbringer.
So schrumpft die Bank von einer europäischen Großbank zurück zu einer deutschen Privatkunden- und Mittelstandsbank, wie es auch die " Financial Times Deutschland" formuliert. Zunächst hat sie dazu noch einen Schwerpunkt im Investmentbanking, da so die Verlustvorträge in Deutschland schneller nutzen kann. Langfristig jedoch soll auch das Investmentbanking direkt an die UniCredit-Holding angebunden werden.
Im Detail wird die HVB ihren 77-Prozent-Anteil an der BA-CA an UniCredit veräußern. Ihre International Moscow Bank (IMB) sowie ihre Aktivitäten im Baltikum verkauft sie an die BA-CA, die für sich die Zuständigkeit für das ganze Osteuropa-Geschäft außer Polen im UniCredit-Konzern erkämpft hatte. Die HVB-Tochter in der Ukraine geht an die polnische UniCredit-Tochter Pekao.
Kapital für Akquisitionen in Deutschland
Bei der HVB wird dadurch das Kernkapital massiv steigen - was die Münchner Bank für größere Akquisitionen in Deutschland munitioniert. UniCredit-Chef Profumo und HVB-Chef Wolfgang Sprißler haben mehrfach betont, dass sie sich für die Bankgesellschaft Berlin interessieren, die 2007 auf den Markt kommt. Auch die Postbank wäre ein Kandidat, falls die Post sie zum Verkauf stellen sollte.
Analysten von Goldman Sachs schätzen, dass die HVB 4,7 Mrd. Euro Buchgewinne vereinnahmen wird. Die Münchner hatten ihren BA-CA-Anteil in der Krise 2003 kräftig wertberichtigt. Die Analysten rechnen, dass die HVB nach den Verkäufen 6,3 Milliarden Euro überschüssiges Kernkapital haben wird.
In die Ergebnisrechnung der HVB reißen die Verkäufe allerdings große Lücken. Goldman Sachs zufolge hätte das Deutschlandgeschäft allein 2005 einen Verlust vor Steuern von 113 Millionen Euro ausgewiesen, was auch durch Restrukturierungskosten bedingt war. Nur durch die Konzernteile, die nun verkauft werden, kam der HVB-Konzern 2005 auf 1,3 Milliarden Euro Vorsteuergewinn. In diesem Jahr schätzen die Analysten die Situation aber besser ein: Demnach soll das Deutschlandgeschäft 957 Millionen Euro Vorsteuergewinn abwerfen, gegenüber einem Ergebnisbeitrag der zu verkaufenden Teile von 1,9 Milliarden Euro.