ÖBB-Chef Huber
"Ich bin enttäuscht über den Stil!"
23.04.2008
ÖBB-Chef Martin Huber zeigte sich gestern tief getroffen von seinem „Rauswurf“ – er schwieg eisern, doch beim Anruf von ÖSTERREICH hob er das Handy ab.
„Eigentlich habe ich mir vorgenommen, dass ich ab sofort schweige und keine Interviews mehr gebe – ich hab ungefähr 20 Anfragen auf der Mailbox, aber ich rufe bewusst keine Journalisten zurück, ich will fair sein.“
Schwer getroffen
Als ÖSTERREICH gestern die Handy-Nummer von
Ex-ÖBB-Generaldirektor Martin Huber wählte, hob der Bahn-Chef das einzige
Mal sein Handy ab – und zeigte sich am Telefon schwer getroffen.
„Ich versteh bis heute nicht, warum ich gehen musste“, sagt Huber im Hinblick auf die hervorragende Bilanz, die er gestern dem Vorstand präsentierte. „Es waren drei Super-Jahre, die ich für die Bahn arbeiten durfte – aber leider geht’s so nicht weiter!“
"Es hat Riesen-Spaß gemacht"
Über seine Tätigkeit
sagt Huber: „Es hat Riesen-Spaß und viel Freude gemacht, für die Bahn
arbeiten zu dürfen. Wir hatten Erfolge, wie sie vorher kein Bahnmanagement
aufweisen konnte.“
Huber rätselt seit Wochen über die Hintergründe seiner Ablöse: Ist er ein politisches Opfer? Wurde er von der Gewerkschaft „gekillt“? Wurde ihm sein autoritärer Führungsstil, sein Spar-Programm zum Verhängnis? Oder hat er schlicht Fehler gemacht: mit seinen privaten Immobilien-Deals oder weil er die Spekulationsgeschäfte nicht mitbekommen hatte?
„Ich habe ein reines Gewissen“, sagt er. Und: „Alle Punkte wurden geklärt.“
Kein Kommentar zur Ablöse
Doch dann spürt man, wie schwer
getroffen der einst mächtige Bahn-Chef, der laut Freunden aus Kummer über
seine Ablöse zehn Kilo Gewicht verloren hat, ist. „Wenn Sie so viele
Intrigen erlebt haben, so viel Letztklassiges wie ich in den letzten
Monaten, dann schweigen sie lieber. Ich will meine Ablöse nicht
kommentieren.“
Nur so viel: „Wie sich’s am Schluss dann abgespielt hat, das war nicht besonders erstklassig!“
Einvernehmliche Vertragsauflösung
Erfolgte die
Vertragsauflösung amikal? Huber bitter: „Sie erfolgte einvernehmlich.“ Und
dann freundlich: „Reden wir in einem Jahr weiter – dann erzähl ich
vielleicht die Geschichte. Derzeit bin ich zu sehr enttäuscht für das
Unternehmen, auch zu sehr enttäuscht über den Stil meiner Ablöse.“
Seine nächsten Pläne: „Ich arbeite weiter – reden wir in einem Jahr. Jetzt will ich schweigen. Auch aus Enttäuschung!“
Abfertigung kostet so viel wie 20 Lokführer |