Nach Angaben der IG Milch, die den Streik initiiert hat, gibt es hierzulande schon Lieferausfälle in Höhe von 50 Prozent.
Die Zahl der streikenden Bauern werde "stündlich mehr", sagte IG Milch-Obmann Ewald Grünzweil. "Über kurz oder lang wird es Versorgungsengpässe geben", ist Grünzweil überzeugt. Am Mittwoch hat die IG Milch ihre Forderungen "zur substanziellen Verbesserung der Einkommenssituation" präsentiert.Nach Angaben des österreichischen Molkerei-Verbandes VÖM sind am Dienstag bei den Molkereien im Durchschnitt um 20 bis 25 Prozent weniger Milch angeliefert worden - mit großen, regionalen Schwankungen. Die Lieferausfälle könnten aber noch größer werden, glaubt Berglandmilch-Chef Josef Braunshofer.
Auf den Lieferboykott nun auch die Politiker. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (V) fordert "aus Sorge um eine weitere Eskalation" ein Ende des Milchstreiks. Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer (V) fordert den Handel "dringend auf" das Preisdumping bei der Milch zu beenden und in der SPÖ wird der Ruf nach einem "echten Milchgipfel" laut.
Das fordert die IG Milch:
- Erhöhung des Bauernmilchpreises auf netto 47 Cent je Liter für alle Sorten in mehreren Etappen (derzeit liegt der Erzeugermilchpreis bei rund 39 Cent netto). Der Basispreis soll an einen Index gekoppelt werden, der im Zusammenhang mit den Produktionskosten (Futtermittel, Treibstoff....) gestellt wird.
- Auch eine aktive Mengen- und Marktsteuerung wird gefordert. Dafpr sollte ein Fonds eingerichtet werden, wo pro geliefertem Liter Milch 0,5 Cent einbezahlt werden, um beispielsweise einen freiwilligen Lieferverzicht, Marktaktionen oder Schlachtungen finanzieren zu können. Langfristig muss in einer aktiven Marktsteuerung allen Beteiligten ein Mitsprache- und Entscheidungsrecht zugestanden werden, hieß es.
- Des weiteren verlangt die IG eine eigene, unabhängige Milchbauernvertretung mit Entscheidungskompetenzen in allen relevanten Gremien.
- Weiters fordert die IG ein Ende des Preisdumpings bei Milchprodukten im Handel, eine klare Kennzeichnung auch bei Eigenmarken sowie eine Rücknahme der Milchquotenaufstockung um 2 Prozent.
Auch Berglandmilch betroffen
Vom Lieferboykott der heimischen
Milchbauern ist auch die Großmolkerei Berglandmilch mit Sitz in Pasching bei
Linz betroffen. Am Dienstag seien zwischen 10 und 20 Prozent weniger Milch
geliefert worden, sagte Bergland-Chef Josef Braunshofer. Die Lieferausfälle
könnten in den kommenden Tagen noch größer werden, glaubt Braunshofer.
Bauern kriegen immer weniger
Verständnis für den Unmut der
Milchbauern zeigte der Obmann der Nebenerwerbsbauern Nikolaus Prinz. "Die
Handelsketten haben mit ihrer Preispolitik, Lebensmittel als Lockmittel
einzusetzen, diesen Unmut ausgelöst. Die Angst der Milchbauern, noch weniger
Geld für gute Qualität und harte Arbeit zu bekommen, ist daher verständlich",
sagte Prinz in einer Aussendung. Der ÖVP-Politiker verwies auch darauf, dass
Bauern für einen Liter Milch heute um zwei Cent weniger bekommen als vor 15
Jahren, die Betriebs- und Lohnkosten im Vergleich dazu aber um mehr als das
Doppelte gestiegen sind.
Treffen im Parlament
Am Donnerstag werde es laut den Grünen ein
Treffen mit Vertretern der IG Milch im Parlament geben. An der Besprechung
werden die Agrarsprecher aller Parteien - mit Ausnahme der ÖVP - sowie
Vertreter der Bergbauern, Bio Austria und Global 2000 teilnehmen. Die
Landwirtschaftskammer setzt auch - wie angekündigt - ihre Gespräche mit
Handel und Molkereien fort.
Handel sieht sich nicht betroffen
Der Handel sieht sich von den
Forderungen nach einem höheren Preis nicht betroffen. "Der Preis wird am
Markt gemacht, nicht bei Gipfeln", sagte der Vorstandsvorsitzende von Rewe
Austria, Frank Henseler, am Mittwoch unmissverständlich am Rande einer
Pressekonferenz. Probleme bei der Anlieferung von Milch und Milchprodukten
gebe es jedenfalls nicht. "Und es sind auch keine zu erwarten", hieß es.
Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowksi hatte nach dem sogenannten "Milch-Gipfel" Montagabend eine Anhebung des Erzeugermilchpreises von 2 Cent je Liter gefordert, damit die Milchbauern die höheren Vorkosten abdecken könnten.