Nach Privatkonkursen
Immer mehr Firmen gehen bankrott
18.06.2008
Während die Privatpleiten konstant mehr werden, haben die Betriebskonkurse bislang immer abgenommen. Jetzt rollt auch hier die Pleitewelle.
Die Pleitewelle bei Österreichs Unternehmen beginnt wieder zu rollen: Die Privatkonkurse explodieren unverändert, die Insolvenzstatistik für das 1. Halbjahr 2008 verzeichnet einen Anstieg um fast 13 Prozent. Jetzt nehmen aber auch die Firmeninsolvenzen zu. Und das ist neu: zuletzt waren die Betriebspleiten kontinuierlich zurückgegangen.
Internationale Gründe
2008 wird keine Entspannung bei den
Firmeninsolvenzen bringen, meint der Insolvenzexperte im Kreditschutzverband
von 1870, Hans-Georg Kantner. Ursachen sind der hohe Ölpreis und die
Dollarschwäche. Darüber hinaus hat die USA-Subprime-Krise die
Finanzierungsfreudigkeit der Banken gedämpft.
Deutlicher Knick im 2. Quartal
Zwar gingen die
Unternehmenspleiten im ersten Halbjahr um 5,3 Prozent auf 3.136 Fälle
zurück. Der Rückgang ist aber nur auf das gute erste Quartal zurückzuführen.
Danach hat es einen "deutlichen Knick" nach oben gegeben. Die eröffneten
Verfahren stiegen um 4,4 Prozent auf 1.616 Fälle, die Zahl der betroffenen
Dienstnehmer kletterte um 14,3 Prozent auf 10.400 Arbeitnehmer.
Biodiesel Enns, AST, Battenfeld
Die größten Fälle waren der
Konkurs der Biodiesel Enns mit 46,4 Mio. Euro Passiva, gefolgt von den
Konkursen der AST Baugesellschaft mit 41 Mio. Euro Verbindlichkeiten und der
Maschinenfabrik Battenfeld mit 30 Mio. Euro. Die meisten Pleiten gab es wie
immer in Wien (976 Fälle), vor Niederösterreich (516) und der Steiermark
(416). Nach Branchen waren vor allem die Bauwirtschaft, unternehmensbezogene
Dienstleistungen und das Gastgewerbe betroffen.
Immer mehr Privatkonkurse
Die Privatkonkurse kletterten
ungebremst weiter und nahmen im Jahresvergleich um 12,7 Prozent auf 4.913
Fälle zu. Die eröffneten Verfahren stiegen um 17,9 Prozent auf 4.331 Fälle,
die geschätzten Passiva erhöhten sich um 2,8 Prozent auf 507 Mio. Euro. Die
meisten Privatkonkurse oder Schuldenregulierungsverfahren gab es unverändert
mit 1.757 Fällen in Wien.
Schuldenberg ist rückläufig
Die Schulden der Privaten
sind im Schnitt um 13 Prozent auf 117.000 Euro zurückgegangen. Während
ehemalige Selbstständige mehrere hunderttausend Euro Schulden haben, haben
"wirkliche Verbraucher" durchschnittlich 55.000 Euro Schulden.