Immoeast zieht die Reißleine nach Kurssturz: Projekte in Milliardenhöhe werden gestoppt - im Bau befindliche gehen weiter.
Die börsenotierte Immofinanz-Gruppe hat am Freitag Konsequenzen aus dem Kursmassaker der letzten Tage gezogen und in Entwicklung befindliche Liegenschaftsprojekte in Milliardenhöhe auf Eis gelegt. "Von den bisher 4,4 Milliarden Euro in Bau oder in Entwicklung befindlichen Projekten werden wir 2 bis 2,5 Milliarden Euro weiterbauen und den Rest vorläufig stoppen", sagte ein Sprecher der Gruppe. Er bestätigte damit einen Vorausbericht der Tageszeitung "WirtschaftsBlatt" (Samstag-Ausgabe).
Jene Projekte, die sich im Bau befinden, sollen planmäßig fertiggestellt werden. Andere, die noch in der Entwicklung sind bzw. bei denen mit dem Bau noch nicht begonnen wurde, sollen bis zum Ende der Kreditkrise auf Eis gelegt werden. Der Löwenanteil der Entwicklungen der Gruppe findet in der Osttochter Immoeast statt.
Rund 800 Mio. Euro veräußern
Neben der Halbierung der
Entwicklungsprojekte will die Immofinanz-Gruppe ihre Immobilienverkäufe
fortsetzen und in Ost- und Westeuropa rund 800 Mio. Euro an Immobilien
veräußern, teilte der Konzern am Freitag ferner mit. Konkret liefen bei der
Immoeast Verhandlungen über den Verkauf von Immobilien im Wert von 400 Mio.
Euro, auch bei Immoaustria und Immowest würden Verkaufsverhandlungen über
das gleiche Volumen geführt.
"Die Vorstände beider Gesellschaften haben auf die bereits seit längerem bestehenden und nun deutlich verschärften globalen Turbulenzen auf den Finanz- und Kapitalmärkten reagiert und bereits vor einiger Zeit Maßnahmen eingeleitet bzw. teilweise bereits abgeschlossen, um die Liquidität der Gesellschaften dauerhaft zu sichern", heißt es in der Erklärung.
Kredit kann planmäßig zurückgezahlt werden
Der 1,8
Mrd. Euro-Kredit, den die Ost-Tochter Immoeast an ihre Mutter gegeben hat,
könne plangemäß zurückgezahlt werden, wenn die zuvor skizzierten Maßnahmen
umgesetzt würden. Die Immofinanz will in den nächsten 12 Monaten 400 Mio.
Euro aus diesem Kredit zurückzahlen. Laut "Österreich" soll der Rest in den
folgenden 24 bis 36 Monaten beglichen werden.
Währungseffekte "bilanztechnischer Natur"
Der
Großteil des Quartalsverlusts der Immoeast sei auf Währungseffekte wegen der
Aufwertung der meisten osteuropäischen Währungen gegenüber dem Euro
zurückzuführen, sagt die Immofinanz. Der Währungseffekt sei "rein
bilanztechnischer Natur". Es handle sich dabei um "keine reale
Wertminderung". Eine Veranlagung bei der unter Insolvenzschutz gestellten
Investmentbank Lehman Brothers dementiert die Immofinanz erneut. Die
einzigen Geschäftsverbindungen sei ein Kredit der Immofinanz Höhe von 54
Mio. Euro bei Lehman und die Wohnbaugesellschaft Adama, an der die
Immofinanz rund 32 Prozent und ein Lehman-Fonds rund sechs Prozent halten.