Neuausrichtung
Immofinanz stoppt fast alle Projekte
02.12.2008
Das neue Führungsduo des Immofinanz-Konzerns haben eine grundsätzliche Neuausrichtung des größten heimischen Immobilienkonzerns angekündigt.
Thomas Kleibl und Eduard Zehetner wollen einen radikalen Schnitt gegenüber dem "System Petrikovics" der vergangenen Jahrzehnte vollziehen. Das neue Führungsduo erarbeitet gerade zusammen mit Roland Berger einen Business-Plan, der Grundlage der Liquiditätsverhandlungen mit den sechs Kern-Geldgebern (Banken) werden soll. Ein erster Bericht soll bis Mitte Dezember stehen, bis Weihnachten will man "einen ersten Meilenstein in der Neuausrichtung der Unternehmensgruppe erreichen" (Kleibl).
Neue Verträge mit der CPB
Die Abspaltungsverträge über den
Immobilienteil der Constantia Privatbank (CPB) werden aktuell neu
verhandelt, deren Werte "tendieren dramatisch gegen Null", wie Neo-CFO
Zehetner sagte. Ursprünglich hätten für das bei der Bank angesiedelte
Management und einige Immobilienfirmen 440 Mio. Euro gezahlt werden sollen.
Garantien angeblich werthaltig
Die Immofinanz rechnet fest damit,
dass Garantien durch die niederländische Constantia Packaging BV werthaltig
sind und verlangt unter diesen Titeln weiterhin 512 Mio. Euro von der
Holding-Gesellschaft aus dem "Turnauer-Imperium". Um dieser Forderung
Nachdruck zu verleihen, habe man soeben eine einstweilige Verfügung gegen
die Constantia BV durchgesetzt, die auf 30 Tage befristet ist, sagte
Zehetner. In diesem Zeitraum dürfe die "BV" wesentliche Teile ihres
Vermögens nicht veräußern.
Drei Viertel der Projekte gestoppt
Sollte das Ringen um die 512
Mio. Euro in einen langgezogenen Rechtsstreit ausarten, müsse für die
Finanzierung eine "Zwischenlösung" gefunden werden, meinte Zehetner, ohne
ins Detail zu gehen. Um einem Liquiditätsengpass vorzubeugen, hat die Gruppe
mittlerweile drei Viertel ihrer ursprünglich geplanten Entwicklungsprojekte
von 7 bis 8 Mrd. Euro gestoppt. Über mögliche Zukunftslösungen wie den
Einstieg neuer Financiers wollte Zehetner nicht spekulieren.
Petrikovics-Daten übergeben
Die beiden Neo-Vorstände
erklärten, ihre Tätigkeit bei der Bewältigung der Vergangenheit für im
wesentlichen beendet. Man habe dem Staatsanwalt eine Sachverhaltsdarstellung
über das "System Petrikovics" übergeben und konzentriere sich nun auf die
künftige Ausrichtung des Unternehmens. Die fehlenden 512 Mio. Euro seien zu
einem guten Teil durch Spekulationen mit Aktien vernichtet worden, deren
Wert radikal verfallen ist. Petrikovics habe sich in seiner Doppelfunktion
"nicht in erster Linie um Immofinanz und Immoeast gekümmert, sondern
unterschiedliche Interessen gegeneinander ausgespielt".
Fusion von Immofinanz und Immoeast "nur Option"
Die
Zukunft der beiden eng verflochtenen Gesellschaften liegt nicht
notwendigerweise in einer auch rechtlichen Zusammenführung von Immofinanz
und Immoeast, die ursprünglich favorisierte Fusion ist heute nur "eine
Option" unter mehreren, sagte Immofinanz-CEO Thomas Kleibl am Dienstag.
Mittlerweile hätten auch mehrere potenzielle Partner aus dem Ausland
angeklopft, die Interesse an einem Einstieg hätten, hieß es.
Kommt neuer Eigentümer?
Die Hereinnahme eines neuen
Eigentümers nach dem Muster der früheren Meinl European Land (heute: Atrium
European Real Estate Ltd.) wollte das neue Management nicht ausschließen.
Auf die Frage, ob mangelndes Eigenkapital überhaupt das Problem sei, antwortete Eduard Zehetner, er habe "fünf Jahre einen Konzern mitgeführt, der kein Eigenkapital hatte", Eigenmittel könne man aber nie genug haben. Zehetner gilt als Mastermind hinter der Sanierung des Feuerfestkonzerns RHI, nachdem das Unternehmen im Jahr 2001 seinen kurz davor zusammengekauften US-Unternehmensteil wegen Asbestklagen in Konkurs schicken musste.