Geld nicht da
Immofinanz wartet vergebens auf 150 Mio. Euro
03.11.2008
Der angeschlagene börsenotierte Immobilienkonzern Immofinanz AG hat eine erwartete 150 Mio. Euro schwere Rückzahlungstranche nicht erhalten.
Diese soll aus einem ausständigen 500 Mio. Euro-Kredit stammen und hätte bis 31. Oktober eintreffen sollen. Der Immo-Konzern will sich für die ausstehenden Zahlungen notfalls über eine Garantie der Constantia Packaging BV schadlos halten - Liquiditätsprobleme gebe es jedenfalls aktuell keine. Inzwischen verhandelt die Immofinanz mit einem aus sechs Instituten bestehenden Bankenkonsortium über die weitere Finanzierung.
HV-Beschluss gerichtlich angefochten
Wie bekannt ficht der neue
Immofinanz-Vorstand Thomas Kleibl ja einen HV-Beschluss von Ende September
gerichtlich an und hat aus diesem Grund in der vergangenen Woche eigentlich
anstehende Dividendenzahlungen von rund 90 Mio. Euro nicht geleistet. Die
zweite Hälfte der Dividende sollte nach dem Willen der Aktionäre Ende April
2009 ausgezahlt werden.
Banken-Konsortium
Mittlerweile hat sich aus den Gesprächen
Kleibls mit Banken ein Konsortium aus sechs Instituten herausgeschält, mit
dem man eine neue "Liquiditätsplanung" auf die Beine stellen will, wie aus
dem Umfeld des Unternehmens zu hören ist. Bei den Banken handelt es sich um
Bank Austria, Raiffeisen Zentralbank (RZB), Erste Bank sowie um die
deutschen Institute WestLB, Helaba und Eurohypo.
Immobilien-Verkäufe
Nach den bisherigen Planungen müssten
bis Ende des Geschäftsjahres (April 2009) Immobilien von wenigstens 260 Mio.
Euro verkauft werden, um zahlungsfähig bleiben zu können. Am Montag wurde
der Verkauf eines kleineren Bürogebäudekomplexes im siebenten Wiener
Gemeindebezirk bekanntgegeben. Insgesamt will der Konzern Immobilien im Wert
von zusammen 800 Mio. Euro verkaufen - zur Hälfte in Osteuropa. Bei seiner
Antrittspressekonferenz hatte Kleibl angedeutet, er werde einen
"Intercompany Loan" der Ost-Tocher Immoeast erst dann zurückzahlen, wenn er
zu "wirtschaftlich vertretbaren Konditionen" Immobilien verkaufen könne.
Spitznagel im Management
Unterdessen holt sich Kleibl offenbar
zwei Leute seines früheren Arbeitgebers Austrian Airlines (AUA) ins
Management - den früheren AUA-Generalsekretär Clemens Spitznagel sowie die
Investor-Relations Managerin Prisca Havranek-Kosicek, wie zu hören war.
Offizielle Aussagen dazu gibt es keine.
900 Mio. Euro verschwunden
Am Dienstag hält der Aufsichtsrat der
zu einer Turnauer-Stiftung gehörenden Immofinanz Beteiligungs AG (IBAG) eine
außerordentliche Aufsichtsratssitzung ab. Wie berichtet können Vorstand und
Aufsichtsrat von IBAG einen rund 900 Mio. Euro schweren Kredit der
Immofinanz nicht nachvollziehen und erklären, dass eine solche Überweisung,
wenn sie erfolgt ist, an den Gesellschaftsorganen vorbei passiert sein muss.
Derzeit stehen noch rund 500 Mio. Euro aus. Die 150-Millionen-Tranche, die eigentlich bis Ende Oktober zurückfließen hätte sollen, stammt aus dieser Transaktion.