Investmentbanken
In den USA geht eine Ära zu Ende
22.09.2008
Nach dem Kurskrach wird das US-Bankensystem umgebaut, Spekulationen auf fallende Kurse werden erschwert. Die Wall Street verlor aber wieder.
Die massiven Umwälzungen im US-Bankensystem im Sog der Finanzkrise gehen weiter: Die zwei verbliebenen großen US-Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs agieren künftig wie ganz normale Geschäftsbanken. Sie wollen Einlagen annehmen und so ihre dünne Finanzdecke aufbessern. Die Ära der Investmentbanken ist damit vorbei, die Pleite von Lehman Brothers hatte die letzte Runde eingeläutet.
Die Bankenlandschaft in den Vereinigten Staaten hat sich damit komplett verändert und der europäischen angeglichen. Die einst stolzen und elitären Investmentbanken sind maßgeblich für das aktuelle Debakel verantwortlich. Sie heizten das Geschäft mit Krediten erst so richtig an und waren wahre Meister im Erfinden immer kreativerer Produkte. Bis vor Kurzem stiegen sowohl Gewinne als auch Gehälter des Managements in astronomische Dimensionen.
36 Mrd. Dollar Prämien
Die 700 Milliarden schwere
Rettungsaktion der US-Regierung ist der Preis dafür, sagen Kritiker in den
USA. Zum Vergleich: Die ehemals fünf großen US-Investmentbanken zahlten
ihren Mitarbeiter im guten Börsenjahr 2006 alleine Prämien in Höhe von 36
Milliarden Dollar.
Als Konsequenz des Finanzschocks verbieten jetzt immer mehr Länder sogenannte Leerverkäufe. Dabei werden Aktien verkauft, die man noch gar nicht hat – in der Hoffnung, sie zum Zeitpunkt der Lieferung billiger an der Börse kaufen zu können. In Österreich sollen Leerverkäufe jetzt ebenfalls erschwert werden.
Wall Street wieder im Minus
Die Börsen zeigten sich gestern von
dem 700-Mrd.-Dollar-Rettungsplan des US-Finanzministers ziemlich
unbeeindruckt. Nach dem Kursfeuerwerk vom Freitag gab es wieder Verluste.
Der Frankfurter Dax schloss mit 1,32 Prozent im Minus, der Wiener ATX blieb
nur ganz schwach im Plus. Die Wall Street war am frühen Abend rund 1,5
Prozent im Minus. Bankwerte wie JP Morgan und Washington Mutual
verzeichneten im Handelsverlauf erneut zweistellige Kursverluste. Als Gründe
nannten Händler vor allem die Unsicherheit der Investoren über Details des
Rettungsplans sowie höhere Ölpreise. Rohöl wurde auch gestern teurer und
notierte wieder bei rund 105 Dollar je Fass.
Alarm in Russland
In Russland hat die Regierung ihr
Notfall-Paket ausgeweitet. Für 28 Banken, die im Zuge rasant fallender
Börsenkurse in Moskau plötzlich Liquiditäts-Engpässe hatten, werden Kredite
von umgerechnet 16 Milliarden Euro bereit gestellt. Ursprünglich war das
Paket nur für die drei russischen Großbanken Sberbank, VTB und Gazprombank
geplant. Die Moskauer Börse schloss gestern mit knapp über einem Prozent
Plus.