Junge Start-Ups haben es in Österreich schwer an Geld zu kommen.
In Österreich fehlt es an einer Risikokultur und damit auch an Geld für junge Unternehmen (Start-Ups). Dabei würden Investitionen in aussichtsreiche Geschäftsideen neue Innovationen hervorbringen und die Wirtschaft stärken, zu dem Schluss ist am Montag eine Expertenrunde bei einer Diskussion in der Wirtschaftskammer (WKO) gekommen. Auch gebe es Defizite in der Regulierung.
Ex-IHS-Chef Christian Keuschnigg zufolge gehört Risikokapital zu einem ausbalancierten Kapitalmarkt dazu, hier habe Österreich Nachholbedarf. Start-Ups müssten anders finanziert werden als herkömmliche Unternehmen, auch weil Bankkredite in der Anfangsphase meist nicht infrage kommen.
Mehr Mut zum Risiko
US-Start-Up-Experte Matthew Rhodes-Kropf von der Havard Business School verwies auf Amerika, wo jeder fünfte Job durch Start-Ups geschaffen wurde. Namhafte Firmen wie Google, Apple, Ebay, Fedex, Intel oder PayPal hätten als Start-Ups begonnen. Trotz dieser Erfolge sind Investitionen in junge Unternehmen riskant. "Jedes zweite Start-Up scheitert, seit 1987 haben nur 13 Prozent einen Börsengang geschafft", so Rhodes-Kropf. Es im Nachhinein besser zu wissen, sei einfach, so der Experte. Wichtig sei, dass ein Scheitern nicht als generelles Versagen gewertet wird. An der Harvard Business School würden die Studenten ermutigt, Risiko zu nehmen.
Zugang zu Wagniskapital hänge auch oft vom Standort ab. "Mark Zuckerberg musste nach Kalifornien gehen, um Geld für Facebook zu bekommen", so Rhodes-Kropf. Für Start-Ups sei entscheidend, dass der Zugang zu finanziellen Mitteln nicht abreißt. "Wenn dir das Geld aus geht, bist du raus, egal wie gut das Geschäftsmodell war", sagte der US-Professor.
Aufholbedarf für Österreich
Für den Geschäftsführer der staatlichen Förderbank aws, Bernhard Sagmeister ist Österreich bei Risikokapital (venture capital) noch ein Entwicklungsland. Er verwies auf der Zahlen der OECD, wonach hierzulande unterdurchschnittlich wenig Geld in Start-Ups fließt. Es gebe auch sehr wenige Investoren aus dem Ausland. Das liege auch an den rechtlichen Rahmenbedingungen.
Ähnlich sieht dies Ex-Rewe-Vorstand Werner Wutscher, der selbst an Start-Ups beteiligt ist, darunter am Essenslieferanten KochAbo. Ihm zufolge seien 300 österreichische Jungunternehmen im Ausland gegründet worden, weil sie hier keine Finanzierung gefunden hätten. Auch die Regulierungen würden dazu führen, dass Start-Ups absiedeln. In Deutschland gibt es für Risikokapital Steuervorteile, deshalb würden Linzer Start-Ups von Investoren dazu getrieben, nach Passau zu gehen, sagte Wutscher am Rande der Veranstaltung.
Ein Problem sei auch, dass viele Gründer zwar Investorengelder bräuchten, aber nur sehr ungern Anteile abgeben. Wutscher zufolge wird Crowdfunding überschätzt, viele Start-Ups wären so nicht finanzierbar. Außerdem seien Crowdfunding-Finanzierungsrunden teuer. Für den Harvard-Professor Rhodes-Kropf ist Crowdfunding ein wunderbarer Mechanismus, ein Problem sei aber die Kommunikation mit dem Unternehmen. Oft werde mit Crowdfunding eine toll klingende Story verkauft, aber kein Geschäftsmodell.