Die heimische Industrie fodert daher eine Verbilligung der Kurzarbeit. Man rechnet damit, dass sich die Auftragslage weiter verschlechtert.
Die heimische Industrie leidet in Folge der Wirtschaftskrise unter starkem Auftragsschwund: Die Industriekonjunktur sei weiter auf Talfahrt, beklagte der Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer, Manfred Engelmann. Für das erste Quartal 2009 müsse mit einem Einbruch der gesamten Auftragseingänge um 30 Prozent und einem Produktionseinbruch um 20 Prozent gerechnet werden. Die Industrie brauche dringend kostengünstigere Kurzarbeit, damit die Unternehmen die Krise mit ihren Beschäftigten "durchtauchen" könnten, fordert Engelmann. Gelinge die Verbesserung der Rahmenbedingungen nicht, müssten deutlich mehr Mitarbeiter abgebaut werden.
Billigere Kurzarbeit gefordert
Im Vergleich zu Deutschland komme
Kurzarbeit in Österreich für die Arbeitgeber schon wegen der höheren
Nebenkosten deutlich teurer, hier entwickle sich ein Standortwettbewerb.
Wenn es nicht zu einer Verbilligung der Kurzarbeit für die Arbeitgeber
komme, seien ab Sommer mehr Kündigungen zu erwarten, weil Unternehmen in
kostengünstigere Varianten, etwa Kündigungen mit Wiedereinstellungszusagen
(Aussetzungsverträge) ausweichen würden, warnt Engelmann. In Österreich sind
derzeit etwa 57.000 Arbeitnehmer in Kurzarbeit, in Deutschland 1,1 Millionen
- das Verhältnis sei also nicht wie der Bevölkerung entsprechend 1:10
sondern 1:20.
Gegen Behaltefrist
Auch die Behaltefrist ist der Industrie ein
Dorn im Auge: Derzeit könnten Arbeitnehmer nach der Kurzarbeit nur abgebaut
werden, wenn Betriebsrat und Arbeitsmarktservice (AMS) zustimmen, einseitige
Kündigungen seien für die Arbeitgeber nicht möglich. Für die Betriebe, die
kurzfristig je nach Auftragslage über die Beschäftigung entscheiden müssten,
ergäben sich dadurch Probleme bei der Kalkulation. Auch das von der
Gewerkschaft gepushte Überstundenverbot während Kurzarbeit stört die
Industrie. Eine von Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (S) gewünschte
Verlängerung der Kurzarbeit von derzeit 18 auf 24 Monate hingegen ist für
die Industrie laut Engelmann "das geringste Problem", viel wichtiger seien
die Rahmenbedingungen.
Auftragslage verschlechtert sich weiter
Der im Herbst begonnene
Rückgang der Industrieaufträge hat sich zu Jahresbeginn 2009 noch stärker
fortgesetzt: Im Jänner reduzierten sich die um Storni bereinigten
Auftragseingänge um 28,1 Prozent, im Februar betrug der Rückgang 32,6
Prozent. Innerhalb der Industrie sind manche Sparten besonders schwer
betroffen, etwa die Fahrzeugindustrie mit einem Einbruch bei den
Auftragseingängen um 38,7 Prozent (Jänner/Februar) und die
Maschinen/Metallindustrie mit minus 35,8 Prozent. Mehr als halbiert hat sich
der Auftragseingang in der Holzindustrie (-56,9 Prozent) und im Bereich
Bergbau/Stahlindustrie (-53,7 Prozent).
Produktionseinbruch von 20 Prozent
Die rückgängigen
Industrieaufträge schlagen sich in geringerer Produktion nieder: Im Jänner
sank die Industrieproduktion um 19,1 Prozent, im Februar um 20,1 Prozent.
Für das gesamte ersten Quartal wird ein Produktionseinbruch von 20 Prozent
erwartet. Die Industriebeschäftigung hat bereits abgenommen: Im Dezember war
der Rückgang der Beschäftigten noch 0,5 Prozent, im Jänner bereits 2,3
Prozent und im Februar 3,5 Prozent. Die Exporte, wichtige Stütze der
Industriekonjunktur, sind ebenfalls massiv eingebrochen: Im Zeitraum Jänner
bis Februar 2009 sanken die Ausfuhren um ein Viertel.
Eine seriöse Prognose für die weitere Konjunkturentwicklung in der Industrie kann laut Engelmann derzeit nicht abgegeben werden. Teilweise gebe es Anzeichen für eine Bodenbildung, um leere Lager der Kunden aufzufüllen gehen Nachbeschaffungsaufträge ein. Andererseits beginne sich die Krise auch zu verbreitern und umfasse immer mehr Branchen. Relativ unberührt von der Rezession seien bisher die Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie, Bau- und Bekleidungsindustrie: Diese Fachbereiche erwarten eine gleichbleibende Produktion.