Gerüchten zufolge fürchtet sich die Wienerin vor russischen Oligarchen, die durch sie Unsummen an den US-Betrüger Madoff verloren haben.
Die Mehrheitseignerin der schwer ins Schleudern gekommenen Wiener Bank Medici, Sonja Kohn, könnte sich aus Angst vor russischen Oligarchen versteckt haben. Laut "New York Times" mutmaßen das Bekannte der Wienerin. Ein großer Teil der 2,1 Mrd. Dollar (1,58 Mrd. Euro), den die Bank beim mutmaßlichen US-Betrüger Bernard Madoff investiert hat, soll Russen-Geld sein. Das kleine Geldhaus, dem seit 2. Jänner ein Regierungskommissär auf die Finger schaut, dementiert: Weder Russen noch Ukrainer hätten bei der Bank Medici Fonds gekauft, Kohn halte sich in Wien auf.
Oligarchen zum Fürchten
"Mit russischen Oligarchen als
Kunden könnte sie einen Grund zum Fürchten haben", zitiert die NYT einen
Wiener Banker, der Kohn und ihren Ehemann Erwin gekannt hat. Auch andere
Banker, frühere Mitarbeiter und Bekannte von Kohn aus Wien, London, Genf und
Monsey (New York) teilen diese Ansicht. Nachdem Madoff im Dezember unter
Hausarrest kam, soll sich Kohn über Vergeltungsmaßnahmen der Russen Sorgen
gemacht haben. Freunde haben das Ehepaar Kohn seit Mitte Dezember nicht mehr
gesehen. Erwin Kohn soll bei einem Treffen mit einem Banker-Kollegen am 13.
Dezember in Wien nervös und völlig fertig gewirkt haben.
Medici dementiert
Kohn ist der Bank Medici zufolge keinesfalls
untergetaucht, sondern arbeitet derzeit in Wien in enger Kooperation "mit
den Bankverantwortlichen, um die Interessen der Geschäftspartner und der
Bank bestmöglich vertreten zu können". Auch die Finanzmarktaufsicht, die der
Bank zum Schutz von Gläubiger-Geldern den Wirtschaftsprüfer Gerhard
Altenberger als Aufpasser geschickt hat, bestätigt das Verschwinden Kohns
nicht: Die FMA stehe in Kontakt mit ihr.
"Keine reichen Privatkunden"
Die Bank Medici hat fast
nur internationale institutionelle Kunden, betreibt kein Retail-Geschäft und
nimmt "keine Akquisition bei vermögenden Privatkunden" vor, wurde erneut
betont.
Oder vielleicht doch?
Laut "NYT" sind Kohns Fonds, die mit Madoff
in Verbindung stehen, einerseits über Banken wie die Bank-Austria-Mutter
UniCredit an Einzelpersonen verkauft worden. Auf ihren Reisen durch Europa
soll sich die Wienerin, die seit den 1980er Jahren mit Madoff befreundet
ist, aber auch direkt an Investoren gewandt haben. Kohn habe für Madoff
Milliarden Dollar von den internationalen Reichen lukriert. Gemeinsam mit
ihrem Mann soll sie das Interesse von betuchten Russen, Ukrainern und
Israelis geweckt und Treffen mit wohlhabenden Arabern arrangiert haben.
Laut Medienberichten hat die Bank Medici bis zu 3,6 Mrd. Dollar bei Madoff investiert. Das Gesamtvolumen der Fonds "Herald USA Fund" und "Herald Luxemburg Fund" beträgt nach Bankangaben 2,11 Mrd. Dollar.