Betrugsskandal

Ist Medici-Eigentümerin Kohn untergetaucht?

07.01.2009

Gerüchten zufolge fürchtet sich die Wienerin vor russischen Oligarchen, die durch sie Unsummen an den US-Betrüger Madoff verloren haben.

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Die Mehrheitseignerin der schwer ins Schleudern gekommenen Wiener Bank Medici, Sonja Kohn, könnte sich aus Angst vor russischen Oligarchen versteckt haben. Laut "New York Times" mutmaßen das Bekannte der Wienerin. Ein großer Teil der 2,1 Mrd. Dollar (1,58 Mrd. Euro), den die Bank beim mutmaßlichen US-Betrüger Bernard Madoff investiert hat, soll Russen-Geld sein. Das kleine Geldhaus, dem seit 2. Jänner ein Regierungskommissär auf die Finger schaut, dementiert: Weder Russen noch Ukrainer hätten bei der Bank Medici Fonds gekauft, Kohn halte sich in Wien auf.

Oligarchen zum Fürchten
"Mit russischen Oligarchen als Kunden könnte sie einen Grund zum Fürchten haben", zitiert die NYT einen Wiener Banker, der Kohn und ihren Ehemann Erwin gekannt hat. Auch andere Banker, frühere Mitarbeiter und Bekannte von Kohn aus Wien, London, Genf und Monsey (New York) teilen diese Ansicht. Nachdem Madoff im Dezember unter Hausarrest kam, soll sich Kohn über Vergeltungsmaßnahmen der Russen Sorgen gemacht haben. Freunde haben das Ehepaar Kohn seit Mitte Dezember nicht mehr gesehen. Erwin Kohn soll bei einem Treffen mit einem Banker-Kollegen am 13. Dezember in Wien nervös und völlig fertig gewirkt haben.

Medici dementiert
Kohn ist der Bank Medici zufolge keinesfalls untergetaucht, sondern arbeitet derzeit in Wien in enger Kooperation "mit den Bankverantwortlichen, um die Interessen der Geschäftspartner und der Bank bestmöglich vertreten zu können". Auch die Finanzmarktaufsicht, die der Bank zum Schutz von Gläubiger-Geldern den Wirtschaftsprüfer Gerhard Altenberger als Aufpasser geschickt hat, bestätigt das Verschwinden Kohns nicht: Die FMA stehe in Kontakt mit ihr.

"Keine reichen Privatkunden"
Die Bank Medici hat fast nur internationale institutionelle Kunden, betreibt kein Retail-Geschäft und nimmt "keine Akquisition bei vermögenden Privatkunden" vor, wurde erneut betont.

Oder vielleicht doch?
Laut "NYT" sind Kohns Fonds, die mit Madoff in Verbindung stehen, einerseits über Banken wie die Bank-Austria-Mutter UniCredit an Einzelpersonen verkauft worden. Auf ihren Reisen durch Europa soll sich die Wienerin, die seit den 1980er Jahren mit Madoff befreundet ist, aber auch direkt an Investoren gewandt haben. Kohn habe für Madoff Milliarden Dollar von den internationalen Reichen lukriert. Gemeinsam mit ihrem Mann soll sie das Interesse von betuchten Russen, Ukrainern und Israelis geweckt und Treffen mit wohlhabenden Arabern arrangiert haben.

Laut Medienberichten hat die Bank Medici bis zu 3,6 Mrd. Dollar bei Madoff investiert. Das Gesamtvolumen der Fonds "Herald USA Fund" und "Herald Luxemburg Fund" beträgt nach Bankangaben 2,11 Mrd. Dollar.

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