Finanzkrise
IWF warnt vor Billionen-Dollar-Risiken
08.04.2008
Der IWF befürchtet als Folge der Krise am US-Hypothekenmarkt und anderen Teilen der Kreditmärkte Verluste von nahezu einer Billion Dollar (637 Mrd. Euro).
Allein in Verbindung mit ausfallgefährdeten US-Wohnungsfinanzierungen und fallenden Preisen für solche Immobilien könnten Verluste von rund 565 Mrd. Dollar auflaufen, hieß es im am Dienstag veröffentlichten IWF-Bericht zur Welt-Finanzstabilität.
Ausfälle am Markt für Geschäftsimmobilien und bei Krediten für Konsumenten hinzugerechnet, könnte die Summe auf 945 Mrd. Dollar steigen. Zwar seien diese Schätzungen unpräzise, doch stehe der Finanzsektor vor weiteren Belastungen. Zudem stiegen die Sorgen über Beeinträchtigungen der Realwirtschaft.
Dramatische Mängel im System
In seinem Bericht beklagt der
Fonds dramatische Mängel im weltweiten Finanzsystem und schlägt
einschneidende Änderungen vor. Die aktuelle Krise habe die ganze
Zerbrechlichkeit des Systems aufgezeigt. Dabei seien Grundsatzfragen zur
Effizienz der Krisenreaktionen von privatwirtschaftlichen und staatlichen
Institutionen aufgeworfen worden. Die Risiken für die Stabilität wiesen nach
oben. Bestehende Sorgen zur Stabilität des Gesamtsystems würden noch
verschärft durch Verschlechterungen in Einzelbereichen, wie schlechteren
Kreditqualitäten oder Liquiditätsproblemen begleitet von Erschwernissen bei
der Kreditbeschaffung.
Schritte zur Risikominderung
Die Herausforderung liege nun darin,
schnelle Schritte zur Risikominderung einzuleiten, heißt es in dem
IWF-Bericht. Es müssten Notfall- und Sanierungspläne entworfen werden.
Zugleich müssten die Grundursachen für die Finanzkrise angegangen werden.
Der Fonds unterteilt seine Vorschläge in kurzfristig und eher längerfristig
angesetzte.
Staat soll bei Kollapsgefahren schnell helfen
Kurzfristig sei
notwendig, Dauer und Tiefe der Krise zu mildern. Es gehe um eine Minderung
der Unsicherheit an den Finanzmärkten und die Stärkung des Vertrauens. So
sollten die betroffenen Banken und Finanzfirmen ihre Verlust zeitnahe
offenlegen, Banken-Bilanzen müssten schnell in Ordnung gebracht werden und
das Risikomanagement müsse verbessert werden. Auf der öffentlichen Seite
sollten die Aufsichtsbehörden für mehr Transparenz und für eine
einheitlichere Bewertungspraxis von Risiken sorgen. Sie sollten ihre
Aufsicht gerade im Hinblick auf die Kapitalunterlegung von Risiken
verstärken und "Stabilitätsberichte" in Hinblick auf schwer zu bewertende
strukturierte Finanzprodukte erstellen. Der Staat sollte zudem bereitstehen,
um bei Kollapsgefahren von einzelnen Instituten schnell zu helfen.
Mittelfristige Grundsatzkorrekturen
Zudem bedarf es laut IWF
mittelfristig angelegter Grundsatzkorrekturen. Allerdings sollte die Politik
es sich nicht zu einfach machen, indem sie vor allem auf der
Regulierungsseite ansetzt. Einzelne IWF-Vorschläge für die Finanzwelt
beinhalten die Standardisierung bestimmter Komponenten von strukturierten
Finanzprodukten, die Herstellung von Transparenz der Einzelkomponenten von
gemischten Produkten und eine Reform des Systems der Bonitätsbewertung
(Rating). Auch auf staatlicher Seite seien Schritte geboten, etwa was
Bewertungs- oder Aufsichtsfragen angehe. Daneben empfiehlt der IWF etliche
Detailverbesserungen beim Liquiditätsmanagement. Auch die Notenbanken
müssten ihr Instrumentarium im Lichte der jüngsten Erfahrungen überprüfen.