Im freien Fall

Japan in schwerster Wirtschaftskrise seit Krieg

16.02.2009

Die Wirtschaftskrise führt dazu, dass immer weniger Elektrogeräte und Autos gekauft und exportiert werden.

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Die japanische Wirtschaft ist angesichts eines beispiellosen Exporteinbruchs so stark geschrumpft wie seit der Ölkrise vor 35 Jahren nicht mehr. Zwischen Oktober und Dezember sank die Wirtschaftsleistung auf das Jahr gerechnet um 12,7 Prozent. "Das ist die schlimmste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit", erklärte dazu der japanische Wirtschaftsministe Kaoru Yosano.

Exporte schrumpfen
Gegenüber dem Vormonat schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt der stark vom Exportmotor abhängigen zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt um 3,3 Prozent und zugleich im nunmehr dritten Quartal in Folge. Damit rutschte Japan noch tiefer in die Rezession als die USA und Europa. Die Exporte schrumpften um 13,9 Prozent und damit so stark wie noch nie. Angesichts der Weltwirtschaftskrise ist die Nachfrage nach japanischen Autos und Elektronikprodukten drastisch zurückgegangen.

Toyota, Sony, Hitachi bauen Jobs ab
Dazu kommt der rasante Höhenflug des Yen. Die geschrumpfte Auslandsnachfrage drückte Japans BIP um ganze drei Prozentpunkte und damit so stark wie noch nie. Die ebenfalls gesunkene Binnennachfrage ließ das BIP um weitere 0,3 Prozentpunkte sinken. Vor diesem Hintergrund erwarten Unternehmen wie Toyota, Sony und Hitachi im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr durch die Bank hohe Verluste und bauen zig Tausende von Stellen ab. Dies drückt erheblich auf die Stimmung der Verbraucher, was die Rezession noch zu verlängern droht.

Private und Firmen sparen
Die Konsumausgaben, die 55 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes ausmachen, sanken im Schlussquartal 2008 um real 0,4 Prozent zum Vorquartal. Die Kapitalausgaben der Unternehmen schrumpften um 5,3 Prozent. Bezogen auf das abgelaufene Kalenderjahr sank die Wirtschaftsleistung erstmals seit neun Jahren um real 0,7 Prozent. Für das noch bis zum Ende März laufende Fiskaljahr 2008/2009 geht die Regierung von einem Rückgang des BIP um 0,8 Prozent aus.

Abhängig von USA und China
Das wäre allerdings nur zu erreichen, wenn die Wirtschaft im laufenden Quartal um 5,6 Prozent zulegte. Das halten viele Ökonomen jedoch für unwahrscheinlich, vielmehr gehen sie von einem weiteren Schrumpfen aus. Japans Regierungschef Taro Aso will zwar, dass Japan vor allen anderen Ländern aus der Krise findet. Ökonomen gehen jedoch vom Gegenteil aus: Erst wenn sich die Ökonomien der USA und Chinas erholten, werde es auch Japan wieder besser gehen. Denn Japan hängt weiter wesentlich vom Export ab, die Binnennachfrage reicht nicht.

Finanzkrise bringt Politkrise
Minister Yosano wies derweil auf die Notwendigkeit einer zügigen Verabschiedung des zweiten Nachtragshaushalts der Regierung hin. Eine verfahrene Situation im Parlament, wo die Opposition im Oberhaus die Mehrheit der Stimmen hat, blockiert jedoch die Verabschiedung eines gewaltigen Wirtschaftsankurbelungspakets des unter wachsendem Druck stehenden Regierungschefs Aso. Seine Umfragewerte sind tief in den Keller gestürzt. Schon wird darüber spekuliert, dass Aso noch vor den spätestens im September anstehenden Wahlen zum Unterhaus von seiner Liberaldemokratischen Partei abgelöst werden könnte. Der seit über 50 Jahren fast ununterbrochen regierenden Partei droht der Machtverlust.

Foto von Finanzminister Shoichi Nakagawa: (co) Reuters

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