Übernahme

Japaner wollen Austria Tabak-Mutter kaufen

15.12.2006

Der drittgrößte Tabak-Konzern der Welt, Japan Tobacco, will den britischen Rivalen Gallaher Group für rund 14,5 Mrd. Euro übernehmen.

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© (c) EPA/EVERETT KENNEDY BROWN
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Das teilte das frühere japanische Staatsunternehmen am Freitag in Tokio mit. Der Vorstand von Gallaher erklärte in London, dass man das Angebot unterstütze. Durch die Übernahme des fünftgrößten Tabakkonzerns würde sich der JT-Konzern, an dem der japanische Staat noch zu 50 Prozent beteiligt ist, laut Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg einen großen Anteil am russischen Zigarettenmarkt sichern. Es wäre zugleich die bisher größte Akquisition durch ein japanisches Unternehmen.

Offert "fair und vernünftig"
Gallaher halte die Konditionen des Offerts für "fair und vernünftig", erklärte die Konzernspitze. Das Management wolle Aktionären bei einer außerordentlichen Hauptversammlung zur Annahme des Angebots raten.

Japanischer Heimatmarkt stagniert
Japan Tobacco muss nach Einschätzung von Branchenexperten im Ausland wachsen zu einer Zeit, da die Nachfrage auf dem Heimatmarkt in Folge höherer Tabaksteuern und sinkender Raucherzahlen stagniert. Gallaher-Vorstandsvorsitzender John Gildersleeve erklärte: "Die Wichtigkeit von Größe, einer breiten geographischen Abdeckung und einem führenden und diversifizierten Marken-Portfolio wird zunehmend ersichtlich". Die 1857 gegründete Gallaher Group ist bekannt für die Zigarettenmarken Benson & Hedges und Silk Cut. Neben den Hauptmärkten Großbritannien, Irland, Schweden und Österreich will das Unternehmen fortan sein Geschäft in Osteuropa ausbauen.

2001: Gallaher übernimmt Austria Tabak
Seit der 100-Prozent-Übernahme der österreichischen Austria Tabak (AT) im Sommer 2001 ist auch Memphis Teil des strategischen Markenportfolios von Gallaher. Die Austria Tabak in Wien wollte das Übernahmeangebot am Freitag nicht kommentieren.

Übernahme für 2007
Japan Tobacco (JT) stellt die Zigarettenmarke Mild Seven her und vertreibt außerhalb der USA auch die Marken Camel und Winston in mehr als 120 Ländern. JT plant, die Übernahme des britischen Rivalen in der ersten Hälfte des kommenden Jahres abzuschließen. Das formale Kaufangebot für den mit umgerechnet rund 1,7 Billionen Yen kapitalisierten Gallaher-Konzern, wurde am Vortag unterbreitet. Am selben Tag hatte Gallaher erklärt, ein Kaufgebot über 11,40 Pfund oder 2.635 Yen pro Aktie erhalten zu haben, ohne den Bieter zu nennen.

JT vor gänzlicher Privatisierung
Im vergangenen Geschäftsjahr zum Dezember hatte Gallaher rund 8,2 Mrd. Pfund (12,2 Mrd. Euro) umgesetzt und rund 170 Mrd. Zigaretten verkauft. Der japanische Finanzminister Koji Omi begrüßte JT's Entscheidung: "Es ist für JT wichtig, sich als globales Unternehmen zu entwickeln". Zwar halte die Regierung derzeit noch eine Mehrheitsbeteiligung von 50 Prozent an dem Unternehmen. Doch am Ende werde JT vollständig privatisiert sein, sagte Omi.

Der Umsatz der JT-Unternehmensgruppe, wozu auch das Geschäft mit Getränken, Lebensmitteln und pharmazeutischen Produkten gehört, belief sich im vergangenen Geschäftsjahr 2005/2006 (31. März) auf 4,6 Billionen Yen. In dem Jahr hatte JT 410 Mrd. Zigaretten verkauft. Im Jahre 1999 hatte der 1985 privatisierte Konzern das internationale Tabak-Geschäft des amerikanischen Tabak-Riesen RJR Nabisco Holdings für rund 940 Mrd. Yen übernommen.

Gegenwärtig hält Japan Tobacco als globale Nummer Drei einen Weltmarktanteil von 7,8 Prozent nach dem US-Konzern Philip Morris mit 17,9 Prozent und dem britischen Unternehmen British American Tobacco mit 12,2 Prozent. Eine Übernahme von Gallaher dürfte den Marktanteil von Japan Tobacco Experten zufolge auf etwa 10,9 Prozent anheben.

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