Arcandor und Metro sind sich einig über den Verhandlungsfahrplan für eine gemeinsame Warenhaus AG.
Dem Karstadt-Mutterkonzern Arcandor mit seinen gut 50.000 Beschäftigten in Deutschland droht ohne rasche staatliche Hilfe schon am Montag die Pleite. "Wenn wir wider Erwarten zu keiner Lösung kommen, die auch eine staatliche Unterstützung beinhalten müsste, dann wüssten wir am Montag, dass wir am Freitag nicht zahlen können", sagte Konzernsprecher Gerd Koslowski am Sonntag. "Und dann müssten wir am Montag Insolvenzantrag stellen." Mit dem Rivalen Metro verständigte sich Arcandor am Sonntag darauf, Möglichkeiten einer Deutschen Warenhaus AG auszuloten. Aus der Bundesregierung waren entsprechende Forderungen gekommen. Damit rückt eine Fusion der Warenhäuser Kaufhof und Karstadt näher.
Notkredit
Um am Freitag fällige Kreditlinien über 650 Millionen
Euro finanzieren zu können hatte Arcandor um eine staatliche Bürgschaft und
einen Kredit aus dem Sonderfonds für von der Finanzkrise betroffenen
Unternehmen ersucht. Die Chancen dafür tendieren aber nach entsprechenden
Signalen aus der Regierung gegen null. Arcandor beantragte zusätzlich Ende
vergangener Woche einen Notkredit über 437 Millionen Euro. Mit dem Geld
könnte Arcandor sich Luft für sechs Monate verschaffen, um das operative
Geschäft am Laufen zu halten, solange wäre die Hilfe befristet. Am Montag
trifft der Lenkungsausschuss des Bundes zusammen, von dem eine Entscheidung
über die von Arcandor beantragte Hilfe erwartet wird. Die Banken wollen das
Gesamtfinanzierungskonzept nach Aussage von Arcandor nur mittragen, sofern
es Hilfe vom Staat gibt.
Umstrittene Staatshilfen
In der Politik sind Staatshilfen für
Arcandor umstritten. In der Bundesregierung wird der Konzern nicht als Opfer
der Finanzkrise gesehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatten deutlich
gemacht, dass sie eine private Lösung präferierten und die Arcandor-Eigner
und -Banken aufgefordert, sich an der Rettung des angeschlagenen Warenhaus-
und Touristikkonzerns stärker zu beteiligen. Zudem hatten sie Arcandor
aufgefordert, Verhandlungen mit dem Konkurrenten Metro zu führen.
Die Verhandlungen über die Warenhaus AG erfüllten eine der von der Politik formulierten Voraussetzungen für die Bewilligung des beantragten staatlichen Rettungsdarlehens, erklärte Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick im Anschluss an ein Treffen mit Metro-Chef Eckhard Cordes in München. An ihm nahmen auch Arcandor-Aufsichtsratschef Friedrich Carl Janssen, persönlich haftender Gesellschafter des Arcandor-Großaktionärs Sal. Oppenheim, und der Deutschland-Chef der US-Bank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, teil.
Gute Gesprächsatmosphäre
Metro und Arcandor sprachen
von einer guten Gesprächsatmosphäre. Unterschiedliche Szenarien zur Bildung
einer Deutschen Warenhaus AG seien diskutiert worden. Alle Beteiligten
hätten einen konstruktiven Beitrag zugesagt. Die Gespräche sollten noch in
dieser Woche fortgesetzt werden. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums
sagte, die Ergebnisse des Treffens würden am Montag in der Bundesregierung
diskutiert. Aus dem Umfeld der Verhandlungen war zu hören, es habe eine
längere Diskussion über den von Arcandor geforderten Preis und die Zahl der
Standorte gegeben, die Teil der Warenhaus AG sein sollten.
Metro will einen Teil der Karstadt-Filialen übernehmen und in seine Kaufhof-Kette integrieren. Cordes bot einen Vier-Stufen-Plan an. In zwei Monaten sei eine Lösung zur Rettung von Karstadt und zur Bildung einer Warenhaus AG möglich, sagte er der "Bild am Sonntag". Bis dahin sei eine "Notüberbrückung" gerechtfertigt, damit Karstadt "überhaupt verhandlungsfähig sei". Das Arcandor-Management will Karstadt erhalten und sucht eine Lösung für den gesamten Konzern, zu dem auch die Touristiktochter Thomas Cook sowie die Versandhandelssparte Primondo zählt. Eick hatte immer gesagt, das Finanzierungskonzept stehe im Vordergrund.