Trotz Rekord-Ölpreis
Kaum Hoffnung auf mehr Öl von OPEC
10.09.2007
Nach dem starkem Anstieg der Ölpreise treffen am Dienstag in Wien die OPEC-Minister zusammen, um über eine Erhöhung ihrer Ölförderung zu beraten.
Vor dem Treffen hat sich die Mehrzahl der Länder - unter anderem der Iran, Libyen, Qatar und Kuwait - gegen eine Anhebung ausgesprochen. Sie sind der Ansicht, dass es keinen Engpass in der Ölversorgung gibt, und verweisen darauf, dass nach den jüngsten Börsenturbulenzen sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen und damit der Ölbedarf sinken könnte. Beobachter rechnen dennoch mit einer "aufregenden Sitzung".
Saudi-Arabien für Förderungserhöhung?
Mit Spannung
erwartet wird vor allem noch, ob und wie sich Saudi-Arabien vor dem Treffen
äußern wird. Der saudische Ölminister Ali al-Naimi hat bei seiner Ankunft in
Wien vorerst jede Stellungnahme verweigert. Hinter den Kulissen sollen die
Saudis doch noch auf eine Erhöhung der Förderung drängen, weil der Bedarf in
den nächsten Wochen steigen dürfte. Von elf Analysten glaubt allerdings nur
noch einer, dass sich Saudi-Arabien mit dieser Position durchsetzen wird.
Johannes Benigni, Chef des internationalen Ölbrokers PVM in Wien, sagte in
einem Fernsehinterview mit "Bloomberg", die Chancen, dass die OPEC doch noch
den Förderhahn um eine halbe bis eine Million Fass (zu je 159 Liter) pro Tag
aufdrehen könnte, lägen bei 30 bis 35 Prozent.
"Genug Öl am Markt"
Der amtierende OPEC-Präsident
Mohamed al Hamli von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hatte sich
vor seiner Abreise nach Wien noch für eine Anhebung der Ölförderung
ausgesprochen. In Wien angekommen wollte er sich nicht mehr festlegen.
Klarer dagegen äußerte sich Irans Öminister Gholam Hossein Nozari: "Es gibt
derzeit genug Öl am Markt", bekräftigte er bei seiner Ankunft im Gleichklang
mit dem Chef der staatlichen libyischen Ölförderung, Shokri Ghanem. "Ich
denke nicht, dass es eine Erhöhung der Ölpreise geben sollte. Der Markt
braucht das derzeit nicht", betonte Ghanem.
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Für eine Anhebung der Ölpreise spricht laut Benigni, dass Öl zur sofortigen Auslieferung (am sogenannten Spot-Markt) derzeit deutlich teurer gehandelt wird als Öl zur Lieferung in den kommenden Monaten. Vielen Raffinerien würden sich deshalb jetzt zurückhalten und demnächst mit Rohöl eindecken. Während die Raffinerie-Lager relativ leer und die Rohöllager derzeit noch gut gefüllt sind, müsse man damit rechnen, dass die Rohöllagerbestände schon in den nächsten Wochen stark zurückgehen würden.
Kein Schaden für US-Wirtschaft
Die Internationale Energie
Agentur (IEA) hatte der OPEC unlängst vorgeworfen, die Preise hochhalten zu
wollen und erklärt, dass der weltweite Ölbedarf deutlich höher sei als die
derzeitige OPEC-Förderung, die derzeit bei rund 30 Mio. Fass liegt. Sollten
die OPEC-Staaten jetzt offiziell ihre Ölförderungen beibehalten, würden im
Ernstfall jedoch sicher einige Länder dennoch mehr produzieren, glaubt
Benigni. Die OPEC werde nichts unternehmen, was die US-Wirtschaft
beeinträchtigen könnte. Eine offizielle Entscheidung wäre nach Schätzung von
PVM dann beim nächsten Treffen am 5. Dezember in Abu Dhabi zu erwarten.
Ölpreis um ein Viertel gestiegen
Der Ölpreis ist heuer um
gut ein Viertel gestiegen und hatte Anfang August einen neuen historischen
Höchststand von knapp 79 Dollar erreicht. Zwischenzeitlich hat sich der
Ölmarkt leicht entspannt, um in den vergangenen zwei Wochen aber wieder um
rund 10 Prozent auf 75 Dollar je Fass anzusteigen. Unmittelbar vor dem
OPEC-Treffen haben Spekulanten die Unsicherheit am Markt offenbar für
Gewinnmitnahmen genützt. Der Preis für die Ölsorte Brent sank in London (zur
Lieferung im Oktober) um 68 Cent auf 74,39 Dollar. In New York fiel
US-Leichtöl um einen halben Dollar auf 76,21 Dollar zurück. OPEC-Öl hat sich
zuletzt am Freitag um neun Cent auf 72,01 Dollar vergünstigt.