Der russische Gas-Monopolist Gazprom will Österreich möglicherweise von seiner geplanten Pipeline "Southstream" ausschließen. Grund ist ein Streit um Vertriebskanäle.
Wegen eines Konflikts um den Gashandel in Österreich könnte der russische Erdgas-Monopolist Gazprom Österreich von der geplanten South-Stream-Pipeline aussperren. Das berichtete die russische Wirtschaftszeitung "Kommersant" am Montag unter Berufung auf Fachleute.
Slowenien statt Österreich
Demnach könnte die Nordroute der
Pipeline, die Gas von Russland nach Mittel- und Südeuropa bringen soll, von
Ungarn aus über Slowenien nach Italien verlaufen, statt wie ursprünglich
geplant über Österrreich. Ein Besuch von Gazprom-Chef Alexej Miller in
Slowenien, bei dem auch über eine Beteiligung des Landes an South Stream
gesprochen worden sei, habe Österreich den möglichen Ausschluss von dem
Projekt signalisieren sollen, hieß es in dem Bericht.
Alle Optionen offen
"Weder mit Österreich noch mit Slowenien ist
ein Abkommen über die Beteiligung an dem Projekt unterschrieben worden",
berichtete die Zeitung. Allerdings sei auch keine Option ausgeschlossen
worden. Die geplante Pipeline soll unter dem Schwarzen Meer verlaufen und
sich dann in eine Nord- sowie eine Südroute gabeln. South Stream ist ein
Gemeinschaftsprojekt von Gazprom und dem italienischen Energieversorger ENI.
Die Kosten der Anlage, die 2013 in Betrieb gehen soll, werden mit 10 Mrd.
Euro beziffert. South Stream konkurriert mit dem von der EU unterstützten
Projekt Nabucco, das eine Erdgasleitung aus der kaspischen Region nach
Europa vorsieht, wobei Russland umgangen werden soll.
Kein Konflikt
Bei der OMV zeigt man sich überrascht - es gebe
keinen Konflikt zwischen OMV und Gazprom, man könne den Bericht daher nicht
nachvollziehen, erklärte ein OMV-Sprecher auf APA-Anfrage. Gazprom-Vizechef
Alexander Medwedew habe bei dem vor kurzem abgeschlossenen Joint Venture
über den Trading Hub in Baumgarten versichert, dass der Hub für Gazprom
wichtig sei und dass man daher daran interessiert sei, die Liquidität in
Baumgarten zu erhöhen. Das Projekt South Stream selbst könne man nicht
kommentieren, so der Sprecher, "weil es nicht unser Projekt ist".
Die OMV und Gazprom hatten sich Ende Jänner auf den gemeinsamen Ausbau der Gashandelsplattform in Baumgarten geeinigt und ein entsprechendes Kooperationsabkommen unterzeichnet. Demnach beteiligt sich Gazprom mit 50 Prozent am "Central European Gas Hub" in Baumgarten und am Bau von unterirdischen Gasspeichern.
Allerdings weigere sich der staatliche russische Gazkonzern, Erdgas an Händler zu verkaufen, die Kapazitäten in der Trans-Austria-Gasleitung (TAG) erworben hätten, schreibt "Kommersant". Vielmehr seien die Russen daran interessiert, mehr Gas direkt an die Endverbraucher zu verkaufen.