Finanzmarktaufsicht (FMA) und Wiener Börse waren offenbar doch nicht von den Aktienrückkauf-Plänen von MEL informiert.
Das erklärten beide Institionen am Sonntag als Reaktion auf einen Bericht im Nachrichtenmagazin "profil" vom Montag. Laut dem Magazin-Bericht seien FMA und Wiener Börse bereits im März 2007 von MEL über den geplanten Rückkauf informiert gewesen, heißt es in der morgen, Montag erscheinenden Ausgabe.
"Die Finanzmarktaufsicht hat den Aktienrückkauf damals formal genehmigt", zitiert "profil" einen Meinl-Manager, der namentlich nicht genannt werden wolle. Das MEL-Management habe sich "die konspirativen Deals offenbar in weiser Voraussicht vorab behördlich absegnen lassen", heißt es unter Berufung auf einen "unter Verschluss gehaltenen Schriftverkehr zwischen Meinl European Land und Finanzmarktaufsicht vom Frühjahr des Jahres". Demnach habe die Immobiliengesellschaft mit Sitz auf der britischen Kanalinsel Jersey "die Aufseher bereits im März schriftlich über ihre Absicht informiert, eigene Wertpapiere in großem Stile zurückkaufen zu wollen". Ein gleich lautender Brief sei auch an den Vorstand der Wiener Börse ergangen, schreibt das Magazin. Konkret geht es dabei nicht um Aktien, sondern um Zertifikate auf Aktien.
FMA dementiert
Diese Behauptung sei falsch und entbehre jeglicher
Grundlage, sagte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik am Sonntag. Mehrere Punkte des
Berichts seien unrichtig. So sei ein Aktienrückkauf von der Aufsichtsbehörde
gar nicht zu genehmigen. Das Aktienrecht unterliege nicht der Aufsicht der
FMA, die Behörde befasse sich lediglich mit dem Handel und der Einhaltung
der Informationspflichten der Emittenten. "Wir haben keine Handhabe, in die
operative Geschäftsführung einzugreifen". Vom Rückkauf habe die FMA erst aus
dem im Sommer vorgelegten Halbjahresbericht der Meinl Bank erfahren.
Wiener Börse wies die Darstellungen zurück
Die Wiener
Börse habe erst aus dem am 23. August 2007 veröffentlichten
Halbjahresbericht des Unternehmens vom Rückkauf erfahren, heißt es in einer
Stellungnahme von heute, Sonntag. Anders lautende Meldungen weise der
Börsevorstand "entschieden zurück".
Reaktion von MEL
Und auch MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller
legt "Wert darauf, dass die Rückkäufe von Anteilsscheinen im Zug der
regelkonformen Veröffentlichung des Halbjahresberichts am 23. August sowie
durch eine ad-hoc-pflichtige Vorziehung der diesbezüglichen Zahlen zum 3.
Quartal veröffentlicht wurden." MEL weise Behauptungen des Artikels "klar
zurück". Die Aussage, der Rückkauf sei "zu Lasten der Investoren" erfolgt,
sei "inhaltlich grundfalsch" und beruhe "offenbar auf fachlicher Unkenntnis".
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Zwischen Anfang April und Ende August kaufte MEL fast 90 Mio. eigene Wertpapiere zu teils überhöhten Kursen zurück. In zwei Tranchen: Zwischen April und Ende Juni wurden 52,3 Mio. MEL-Titel zum Durchschnittskurs von annähernd 21 Euro zurückgekauft. In der zweiten Welle bis Ende August habe MEL 36,5 Mio. Papiere zu einem Kurs von knapp unter 20 Euro aus dem Markt geholt. Ende Juli lag der MEL-Kurs um 16 Euro.
Untersuchungen der FMA
Die FMA leitete Ende August Untersuchungen
wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und Insiderhandel ein. Die
Rückkäufe in der Größenordnung von 30 Prozent des Grundkapitals - erlaubt
sind österreichischen Gesellschaften maximal 10 Prozent - ließen den Kurs
der MEL-Aktie einbrechen und sorgen seither für Unruhe am heimischen
Kapitalmarkt. Meinl European Land ist rechtlich auf der britischen
Kanalinsel Jersey beheimatet.
Laut "profil" unterhielt die Meinl-Vertriebstochter Meinl Success auch geschäftliche Verbindungen zum skandalumwitterten Wiener Fondsanbieter Amis. Demnach wurden bis 2005 Meinl-Produkte über Amis-Vermittler in Deutschland und Österreich bei Kleinanlegern platziert, darunter auch Zertifikate von Meinl European Land. Als Gegenleistung zahlte Meinl Provisionen an Amis.