Pensionsreform
Keiner kennt sich aus: Senioren verunsichert
20.01.2008
8.000 Österreicher rufen seit Anfang Jänner täglich verunsichert die Hotline der Pensionsanstalt an. Verwirrung herrscht über die Anpassung der Pensionszahlungen.
Bei Österreichs Pensionisten sollte zu Jahresbeginn eigentlich Freude vorherrschen. Denn die meisten von ihnen bekamen mit 1. Jänner 2008 eine satte Pensionserhöhung. Doch stattdessen beschweren sich derzeit Abertausende: Sie sind verwirrt über einen Informationsbrief von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), den sie in ihren Postkästen fanden.
Welle der Entrüstung
Der Versuch der PVA, die komplizierten
Pensions-Anhebungen zu erklären, misslang gründlich. Allein in der
vergangenen Woche riefen 40.000 besorgte Pensionisten bei der eigens
eingerichteten Hotline an, um sich über die Details der neuen Pensionen zu
erkundigen – das sind 8.000 Anrufer am Tag. „Die Verwirrung war zu erwarten,
denn die Information war nicht ausreichend“, kritisiert auch
SPÖ-Pensionistenvertreter Karl Blecha.
Die größten Probleme: Viele Pensionisten erwarten, dass sich ihre Pensionszahlungen um 2,9 Prozent erhöht. Das betrifft allerdings nur die Mindestpensionen, und auch nur dann, wenn keine anderen Einkünfte vorhanden sind. Zudem glauben viele, wie angekündigt zumindest 21 Euro mehr an monatlichen Pensionszahlungen zu bekommen. Bei dieser Summe handelt es sich allerdings nur um die Bruttopensionen.
Übersicht der Erhöhungen. ÖSTERREICH bringt die Ergebnisse der Verhandlungen im Detail:
- Für alleinstehende Personen wird die Mindestpension von 726 Euro auf 747 Euro erhöht. Für Ehepaare steigt der sogenannte Ausgleichszulagen-Richtsatz zur Armutsbekämpfung um 32 Euro auf 1.120 Euro.
- Ein Plus von 21 Euro monatlich gibt es für Renten von bis zu 1.050 Euro.
- Pensionen zwischen 1.050 und 1.700 Euro werden um zwei Prozent aufgestockt.
- Zwischen Bezügen von 1.700 und 2.161,50 Euro verringert sich sukzessive der Prozentsatz der Anhebung. Eine Einschleifregelung lässt das Plus von zwei Prozent auf 1,7 Prozent absinken.
- Senioren, die mehr als 2.161,50 Euro Pension erhalten – darunter viele Beamte – bekommen keine prozentuelle Erhöhung, sondern nur einen monatlichen Fixbetrag von 36,75 Euro.
Unsichere Zukunft
Die Pensionsreform stand von Anfang an unter
Beschuss. Experten kritisierten, dass die hohen Anpassungen zu Lasten der
nachfolgenden Generationen gingen. Sogar die geplante Steuerreform sei
dadurch in Gefahr. Nächste Schritte seien bereits in der nächsten
Legislaturperiode nötig. Pensionsexperte Bernd Marin betont, für langfristig
sichere Pensionen müsse man aufgrund der steigenden Lebenserwartung der
Bevölkerung den Nachhaltigkeitsfaktor weitaus stärker berücksichtigen.
(knd, pom)