Ersatzdienste kommen
Koalition ist nicht gegen Postämter-Zusperren
23.02.2009
Kanzler Faymann und Vizekanzler Pröll meinen, dass auch Ersatzdienste die flächendeckende Versorgung wahrnehmen können.
Im November hat SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann - noch als Infrastrukturminister - das Post-Management zurückgepfiffen: keine Schließung von Postämtern bis Mitte 2009. Die neuesten Pläne der Post regen den Kanzler nicht mehr auf. Eine Schließung von 300 Postämtern würde Faymann hinnehmen, und ÖVP-Vizekanzler Josef Pröll ist ganz auf seiner Linie.
"Wird in Ordnung sein"
Vorigen Herbst hatte Faymann
das Zusperren von Filialen per Verordnung bis Sommer untersagt. Jetzt lehnt
er die Schließungen nicht mehr grundsätzlich ab: Prinzipiell gehöre das
Unternehmen Post zu ÖVP-Finanzminister Pröll, so Faymann Montagmittag auf
Ö1. Die Universaldienstverordnung lege die Bedingungen fest, dafür sei
SPÖ-Infrastrukturministerin Doris Bures zuständig. Er vertraue darauf, "dass
die beiden etwas vorlegen, das in Ordnung ist und die wichtigsten Anliegen
abdeckt."
Ersatzdienste kommen
Dass nun von 300 Ämterschließungen die Rede
ist, beunruhigt Faymann nicht: "Es war schon von 1.000 die Rede. Wenn
alle zwei Monate das so rasch absinkt, dann bin ich zufrieden." Wenn es
Ersatzdienste für den Bürger, eine Zukunft für den Betrieb gebe und die Post
ihrer Aufgabe nachkomme, dann seien alle zufrieden. Die Schließung eines
Standorts könne es immer wieder geben, wie viel das sind, das könne man erst
sagen, wenn ein Zukunftskonzept am Tisch liegt.
Versorgung gewährleistet
Die Post ist ein börsennotiertes
Unternehmen, die Republik hat mit 51 Prozent die Mehrheit der Aktien.
Eigentümervertreter der Republik ist Pröll. So wie der Bundeskanzler sagt
auch er, das Wichtigste sei, dass die Postversorgung gewährleistet werde.
Das gehe auch über Postpartner, das sind zum Beispiel ortsansässige
Lebensmittelgeschäfte, bei denen man auch Pakete aufgeben kann. Pröll
betont, seine Anforderung an die Post sei die flächendeckende Versorgung,
wie das gelingen kann, sei Sache des Managements.
Chancen für die Wirtschaft
"Wenn das Schließungen
verbunden ist, okay, aber nur wenn Alternativen auch auf den Weg gebracht
werden. Und die werden ja offensichtlich vorgeschlagen", so Pröll.
Postpartner würden auch Chancen für die Wirtschaft bringen, die regionale
Versorgung sichern und deutlich weniger kosten. Andererseits solle jede
Postfiliale, die ökonomisch sinnvoll geführt werden kann, auch Bestand
haben.
Bures macht kehrt ...
Infrastrukturministerin Bures hat schon am
Sonntag scharf auf mögliche Schließungspläne reagiert: "Sollte
die Post auf Zusperren und Jobabbau zurückgreifen, wäre es an der Zeit, dass
die Verantwortlichen in ÖIAG und Post die Konsequenzen ziehen." Am
Montag war von der angedrohten Ablöse von Postchef Anton Wais und ÖIAG-Chef
Peter Michaelis keine Rede mehr. Bures meinte vielmehr, sich nicht ins
Geschäft der Post einmischen zu wollen, sie lege aber Wert darauf, dass alle
flächendeckend Zugang zu Postleistungen haben, so die
Infrastrukturministerin.
... und wartet auf Konzept
Sie vertraue darauf, dass das beim
Postgipfel zwischen Finanzministerium, ÖIAG und Personalvertretung
vereinbarte Konzept noch kommt. Bis Anfang März müsse es Konzept vorliegen.
Allerdings: "Bis jetzt habe ich noch nichts", so Bures.
Wais und Michaelis schweigen
Schweigsam geben sich derzeit die
eigentlich Verantwortlichen. Sowohl Wais wie auch Michaelis äußerten sich
nicht. Sie sind spätestens am 2. März am Zug: Dann wird der Plan vorgelegt,
wie viele Postämter die Rollbalken runter lassen. Offen ist noch, ob sich an
den Standorten, die unrentabel sind, überhaupt Postpartner finden -
Stichwort Greislersterben.