"Konsument"-Check
Kundenkarten bringen Konsument wenig
26.05.2009
Drei von vier Österreichern haben eine Kundenkarte, im Schnitt sind es sogar fünf.
Am häufigsten kommen sie im Lebensmittelhandel und in Drogerien zum Einsatz, aber auch Baumärkte und der Möbelhandel setzen auf die Kundenbindung per Karte. "Konsument" hat bei 27 Kundenkarten erhoben, welche persönlichen Daten von Kunden abgefragt werden, welchen Einfluss Karteninhaber darauf haben, ob und wie die Daten genutzt werden und wie es um die Datenweitergabe bestellt ist. Das Ergebnis: bestenfalls "durchschnittlich".
Wenig Vergleiche
Mit Ausnahme von Tchibo/Eduscho und Douglas
kosten die Kundenkarten nichts, doch der Preis ist oft ein anderer: Oft wird
mehr gekauft als geplant, weniger verglichen und nicht über den Preis
verhandelt. "Mehr als fünf Prozent sind bei Kundenkarten praktisch nie
drinnen, und bei Sonderaktionen mit 20 oder 30 Prozent minus sollte erst
recht geprüft werden, was denn so der handelsübliche Normalpreis für
Vergleichbares der Konkurrenz ist", rät "Konsument"-Experte
Walter Hager. Für die Unternehmen sind personenbezogene Daten zudem eine
wertvolle Ressource: Sie ersparen sich kostspielige Marktforschung und
können die Personeninformationen an Marketing- und Direktmailfirmen
weiterverkaufen.
Widerspruch möglich
Aus rechtlicher Sicht müssen
Konsumenten lediglich auf die Möglichkeit des Widerspruchs der Datennutzung
hingewiesen werden, dann dürfen Name, Adresse, Geburtsdatum, Beruf und Titel
an Adresshändler weitergegeben werden. Eine dem Datenschutzgesetz
entsprechende Formulierung wurde in der Erhebung in keinem Fall gefunden.
Daher wurde hier bestenfalls ein "durchschnittlich" vergeben. Hat
man einmal der Datenverwendung zugestimmt, kann man das zwar jederzeit
widerrufen. Bei den Karten von Billa, BIPA, DM, Merkur und Tchibo/Eduscho
werden dann aber laut Vertragsbestimmungen keine Vorteile mehr gewährt,
keine Angaben dazu werden bei weiteren 17 Kundenkarten gemacht.
Datenmissbrauch
"Wer nicht will, dass persönliche Daten
gespeichert oder möglicherweise weitergegeben werden, lässt besser die
Finger von Kundenkarten", so Hager. "Vorsichtig sollte man vor
allem bei Anfragen über Einkommen, Familienstand, Hobbys, Lebenspartner,
Kinder, Ausbildung oder Sozialversicherung sein. Die Datenweiterverarbeitung
wird oft an Drittfirmen ausgelagert. Dadurch erhöht sich die Gefahr von
Datenmissbrauch, selbst wenn das jeweilige Unternehmen die Informationen
nicht weiterverkauft."
Denkbar wäre auch, dass die Daten an Unternehmen oder Versicherungen weitergegeben werden, die Jobanwärter oder Versicherungsnehmer dahingehend überprüfen, wie fit sie sind bzw. wie viel Alkohol sie regelmäßig erwerben. Dezidiert ausgeschlossen wird die Weitergabe an Dritte bei zwölf Kundenkarten, darunter jene von Delka, Intersport, Ikea und Thalia.
Andere Kundenbindung
"Kundenbindung wäre aber durchaus auch
auf andere Weise möglich, zum Beispiel mit Gutscheinheften oder Treuemarken,
wo Stammkunden anonym und ohne ihre Daten preiszugeben mit Gratisprodukten
oder vergünstigten Warenangeboten belohnt werden. Leider scheint der Trend
aber in Richtung Kundenkarten mit Zahlungsfunktion zu gehen", so Hager
abschließend.