ÖSTERREICH

Lauda: "Lufthansa oder AUA ist Dienstag pleite"

23.10.2008

Airliner Niki Lauda äußert sich in ÖSTERREICH zum AUA-Deal. Er sieht keine Alternative zum Einstieg der Lufthansa.

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ÖSTERREICH: Heute legt die Lufthansa ein Angebot für die AUA und alle zittern.
Niki Lauda: Ich versteh überhaupt nicht, warum irgendwer vor einer Lufthansa-Beteiligung an der AUA zittert. Diese Beteiligung ist das Beste, was der AUA passieren kann. Die AUA lebt heute nur noch von ihren Transferflügen von Wien zu anderen Airlines, vorwiegend zur Lufthansa. 70 Prozent aller AUA-Flüge sind Transferflüge, nur mehr 30 Prozent der Flüge sind End to End reine AUA-Flüge. Von 10 Millionen Passagieren im Jahr fliegt die AUA also nur mehr 3 Millionen End to End.
ÖSTERREICH: Wird die AUA zerstört, wenn sich die Lufthansa beteiligt – geht dann der Standort Wien kaputt?
Lauda: Im Gegenteil. Wenn die Lufthansa die AUA kauft, wird sie vielleicht vier oder fünf kleine Regionalflieger einstellen – aber sie wird alle anderen AUA-Flüge ausbauen. Das heißt: Die Lufthansa wird ihre eigenen Flüge nach Wien reduzieren und die AUA ausbauen, weil sie ja dann an der AUA Geld verdient, sie wirtschaftet dann ja in die eigene Tasche.
ÖSTERREICH: Sie glauben tatsächlich, dass ein Kauf durch die Lufthansa der AUA nützt?
Lauda: Ich bin überzeugt davon – es ist die einzige Chance, weil du einen Flughafen-Standort nur in der Synergie mit Großen sichern kannst. Die AUA ist mittlerweile in einer Situation, wo sie alleine nicht mehr den Funken einer Chance hat. Sobald die Lufthansa sich aus dem Verkauf zurückzieht, ist die AUA pleite, mausetot.
ÖSTERREICH: Eine „österreichische Lösung“ geht nicht?
Lauda: Wenn sich der Präsident Leitl gestern ins Fernsehen setzt und sagt „Die kochen alle nur mit Wasser“, krieg ich einen Lachkrampf. Wenn die Lufthansa jetzt die AUA nicht kauft, wird die Regierung 600 Millionen Euro in die AUA stecken müssen – 600 Millionen! Das sind 200 Millionen, damit die AUA den Winter übersteht und sagenhafte 400 Millionen Abfertigungen für Piloten, damit sie überhaupt weiterfliegen kann.
ÖSTERREICH: Wieso?
Lauda: Weil die AUA, um nicht bankrott zu gehen, 40 von ihren 100 Fliegern sofort stilllegen müsste. Damit muss sie ungefähr 400 von ihren rund 1.000 Piloten kündigen plus noch mehr Bordpersonal. Da brauchst du allein für die Abfertigungen 400 Millionen Cash.
ÖSTERREICH: Warum müsste sie 40 Flieger stilllegen?
Lauda: Weil die AUA derzeit im Jahr 150 Millionen minus einfliegt – nächstes Jahr sogar das Doppelte. Jede zweite Strecke, die die AUA fliegt, ist negativ. Nur als kleine Airline mit dann nur mehr 60 Fliegern haben sie überhaupt keine Chance mehr. Die werden von den Konkurrenten in Grund und Boden geflogen.
ÖSTERREICH: Sie meinen, es gibt keine andere Chance, als an die Lufthansa zu verkaufen – koste es, was es wolle.
Lauda: Das Management der AUA hat diese Airline seit sieben Jahren systematisch ruiniert. Die ÖIAG kann im Stephansdom alle Kerzen anzünden, dass von den vielen angekündigten Käufern, die alle abgesagt haben, die Lufthansa überhaupt noch übrig geblieben ist. Die Alternative heißt: 40 Flieger streichen, 600 Millionen weg – und in zwei Jahren ist die AUA trotzdem mausetot.
ÖSTERREICH: Eine österreichische Airline mit NIKI und AUA ist...
Lauda: ...ohne Lufthansa als Partner undenkbar. Ich wüsste für die AUA kein Rezept. Die AUA ist ohne Lufthansa unrettbar verloren. Sie muss das Angebot unbedingt annehmen – egal, welcher Preis – die Alternative wäre: Sie ist ab Dienstag pleite!
ÖSTERREICH: Sie würden die AUA geschenkt nehmen?
Lauda: Nicht einmal, wenn man mir 100 Millionen drauf gibt. Die AUA hat sich in ein Schlamassel manövriert, aus dem es ohne Lufthansa keinen Ausweg gibt. Diese Airline hat 980 Millionen Schulden, wird heuer 125 Millionen und nächstes Jahr über 200 Millionen verlieren. Die sind nächstes Jahr pleite. Das kann der Staat mit 500 Millionen um zwei Jahre hinauszögern. Aber dann ist es aus. Für die AUA gibt es nur die Alternative: An die Lufthansa geben oder wirklich zusperren!

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