Der damalige Leiter der Eurofighter-Kommission, Wolfgang Katter, gab zu, dass die Betriebskosten des Jets dünn dokumentiert seien.
Das Ausklammern der Betriebskosten aus dem Bewertungsverfahren beim Kauf der Abfangjäger begründete er damit, dass es sich bei den Angaben der Firmen um "Schönfärberei" handle und es daher sinnlos wäre, diese "Zukunftszahlen" ins Verfahren zu nehmen.
Langfristige Prognosen "Wahrsagerei"
Man habe "mehr
oder weniger parallel zur Bewertungsarbeit" durch Analysen Daten zu den
Betriebskosten ermittelt, "allerdings in unbefriedigender Form
dokumentiert", sprach Katter von einer "dokumentationsmäßig dünnen Lage".
Diese seien auch "der Hierarchie bekannt" gewesen. Die Betriebskosten seien
aber nicht Gegenstand der Bewertung gewesen, bekräftigte Katter. Alles was
über zehn bis 15 Jahre hinausgeht, "grenzt an Wahrsagerei", so Katter: "In
30 Jahren sind wir alle tot, oder die meisten von uns."
Kein Einfluss auf Kommissionsmitglieder
Katter bestritt vehement,
Kommissionsmitglieder beeinflusst zu haben. Von ÖVP-Fraktionsvorsitzende
Maria Fekter auf einen Streit über das Stimmrecht in dem Gremium
angesprochen - Katter soll zu Unrecht behauptet haben, stimmberechtigt zu
sein - gestand er ein, "die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Ich war
verfahrenstechnisch in der Garage."
Dass die Kommission in ihrer letzten Sitzung trotz des Zeitdrucks eine Pause eingelegt hat, in der Kommissionsmitglied Karl Hofer seine Meinung in Richtung Gripen geändert haben soll, erklärte Katter damit, dass die Situation angespannt gewesen sei und man die Unterbrechung gebraucht habe. Von einem Meinungsumschwung bei Hofer wollte er nichts wissen.
Kritik an Eurofighter unterschätzt
Thema wurde auch das
Dokument, in dem sich der Beamte des Verteidigungsministeriums, Heribert
Wagner, gegen die Eurofighter ausgesprochen hatte. Auf die Frage von Ewald
Stadler (F), warum dieses Schreiben niemals in einen offiziellen Akt
einbezogen wurde, meinte Katter, er führe das "heutiger Sicht auf eine
Unterschätzung des Papiers zurück".
"Truppenuntauglichkeit" überakzentuiert
Die in dem
Schreiben enthaltenen Aussagen, wonach "die Truppentauglichkeit beim
Eurofighter nicht gegeben und massive Störungen zu erwarten" seien, hätte
Wagner "überakzentuiert" formuliert - den Grund dafür sieht Katter in der
Tatsache, dass Wagner überzeugen wollte und "man in der Kommunikation mit
der Politik da oft besonders prägnant sein müsste". Fakt sei aber gewesen,
dass das Papier keine für die Kommission relevanten neuen Fakten enthalten
habe. Gefragt, ob er selbst noch im Besitz einer Kopie des Schreibens von
Wagner sei, antwortete Katter, dass sich diese "vermutlich in seiner
Unterlagensammlung befinde".