Ein viertel der Preissteigerung im Juni ist auf teurere Lebensmittel zurückzuführen. Der Preisschub bei Nahrungsmittel ist mit der Euro-Einführung 2001 gekommen.
Die zuletzt erfolgten Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln wie Milch, Brot, Eiern und Fleisch haben vielerorts zu heftigen Diskussionen geführt. Stellt man die Preissteigerungen bei Lebensmitteln in Relation zur allgemeinen Teuerungsrate und betrachtet den Zeitraum seit dem EU-Beitritt 1995, stellt sich heraus, dass Lebensmittel vergleichsweise gar nicht so teuer geworden sind. Der Preisschub ist mit der Euro-Einführung 2001 gekommen.
Mit Euro steigen Lebensmittelpreise stärker
So beträgt die
Inflationsrate von 2001 bis zum ersten Halbjahr 2007 10,9 Prozent, die
Preise für "Ernährung und Alkoholfreie Getränke"
sind durchschnittlich aber um 11,7 Prozent gestiegen - also etwas mehr als
der durchschnittliche Anstieg aller Waren und Dienstleistungen im Warenkorb.
Vor allem Brot und Gebäck ist mit einem Plus von 14,9 Prozent
vergleichsweise deutlich teurer geworden, zeigen Daten der Statistik Austria
vom Mittwoch.
Milch und Eier besonders teuer
Bei "Milch, Käse und Eier"
zogen die Preise mit 11,9 Prozent um einen Prozentpunkt mehr an als die
Inflation (10,9 Prozent) in dieser Periode. Eier wurden sogar um 21 Prozent
und Vollmilch um 17 Prozent teurer. Trotz des derzeitigen
inflationstreibenden Effekts der Gruppe "Fleisch und Fleischwaren"
sind die Preise mit plus 9,8 Prozent seit der Euro-Einführung leicht
unterdurchschnittlich gestiegen. Jedoch sind die Preissteigerungen bei
Rindfleisch mit 24 Prozent seit der Euro-Einführung viermal so hoch wie in
der Periode davor und mehr als doppelt so hoch wie der allgemeine
Preistrend.
Preisniveau für Lebensmittel seit EU-Beitritt 1995
Seit dem
EU-Beitritt ist das allgemeine Preisniveau bis zum ersten Halbjahr 2007 in
Österreich um 24,8 Prozent gestiegen, jenes für die Ausgabengruppe "Ernährung
und Alkoholfreie Getränke" aber nur um 18,4 Prozent - also um ein
Viertel weniger als die durchschnittliche Inflation.
In der Periode vor der Euro-Einführung (1994 bis 2001) stieg das allgemeine Preisniveau um 12,5 Prozent (VPI 1994 bis 2001), die Preise für "Nahrungsmittel und Alkoholfreie Getränke" jedoch nur um 5,9 Prozent. Somit war die Inflation in dieser Periode doppelt so hoch wie die durchschnittlichen Preissteigerungen der Ausgabengruppe "Nahrungsmittel und Alkoholfreie Getränke".
Milch, Käse und Eier wurden in diesem Zeitraum sogar um durchschnittlich 2,8 Prozent billiger, die Preise für Brot und Getreideprodukte legten um 4,3 Prozent zu - obwohl Weizenmehl durchschnittlich um 22,3 Prozent billiger geworden ist.
Größten Preisrückgänge durch EU-Beitritt
Die
größten Preisrückgänge waren im Jahr des EU-Beitritts (1995) zu beobachten.
Vollmilch wurde um 10 Prozent, Weizenmehl um 29 Prozent, Mischbrot um 3,8
Prozent und Eier um 1,2 Prozent billiger. Derart ausgeprägte Verbilligungen
bei Lebensmitteln waren seither nicht mehr zu beobachten, so die Statistik.
Gegenwärtige Inflationsrate
Die gegenwärtige
Preisentwicklung für "Nahrungsmittel und Alkoholfreie Getränke"
war im Juni 2007 für rund ein Viertel der Inflationsrate verantwortlich.
Innerhalb dieser Ausgabengruppe hat mit rund einem Viertel der Bereich "Fleisch
und Fleischwaren" (+3,7 Prozent) den größten Anteil an den
durchschnittlichen Preissteigerungen im Jahresabstand. Hier haben vor allem
die Preise für Rindfleisch stark angezogen, so die Statistik.
Kalbschnitzelfleisch, Rindfleisch Lungenbraten und Rindschnitzelfleisch sind
durchschnittlich um jeweils +8 Prozent gestiegen.
Für ein weiteres Fünftel der Preissteigerungen zeichnen mit einem Plus von 4,6 Prozent die Ausgaben für "Milch, Käse und Eier" verantwortlich. Beispielsweise verteuerten sich Gouda und Eier jeweils um 7,0 Prozent. Aber auch bei den Milchprodukten gab es einen Preisschub: Joghurt wurde um 7 Prozent und Topfen um 6 Prozent teurer. Vollmilch, die den größten Ausgabenanteil innerhalb dieser Warengruppe ausmacht, stieg seit Juni 2006 um durchschnittlich 4,7 Prozent.
Auch Brot und Getreideprodukte haben im Jahresabstand um 3,7 Prozent angezogen und sind für ein weiteres Fünftel verantwortlich. Neben Weizenmehl (+6 Prozent) wurden Gebäck und Semmeln um jeweils 5 Prozent teurer, aber auch Spezialbrot zog um 4 Prozent und Weißbrot um 6 Prozent deutlich an.