Teuerungswelle
Lebensmittelindustrie sieht sich als Opfer
17.07.2008
Die Lebensmittelindustrie reagiert auf die Vorwürfe der Arbeiterkammer, dass die Inflation hausgemacht sei, mit Zurückweisung.
Die Lebensmittelindustrie sieht sich selbst als Opfer der derzeitigen Teuerungswelle. "In ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden müssen die Unternehmen die teils drastischen Preissteigerungen bei Vormaterialien, Rohwaren, Verpackung, Energie und Logistik weitergeben, um selbst überleben zu können", hieß es am Donnerstag.
"Äpfel mit Birnen verglichen"
Einen
Preisvergleich Österreich-Deutschland, wie ihn die Arbeiterkammer kürzlich
durchgeführt hatte, lehnt die Industrie ab. "Hier werden Äpfel mit
Birnen verglichen, um eine derzeit schon hitzige Preisdiskussion zusätzlich
anzuheizen", wurde betont. So habe Österreich kleinere
Erzeugerstrukturen in Landwirtschaft und Verarbeitung, einen deutlich
höheren Bio-Anteil, eine verstärkte Nachfrage nach Lebensmitteln mit
regionaler Herkunft, höhere Qualitätsstandards und eine größere
Angebotsvielfalt. Dazu kämen weiters höhere Steuern und Transportgebühren
sowie die ungünstige Topografie des Landes.
Gemüse-Anbau für Bauern unattraktiv
Auf eine
Besonderheit wies die Obst- und Gemüseveredelungsindustrie hin: Für die
Hersteller von Gemüseerzeugnissen wird es laufend schwieriger,
Vertragsbauern für das benötigte Feldgemüse zu finden. "Der
Anbau von traditionellen Gemüsesorten, die für die Verarbeitung benötigt
werden, verliert von Jahr zu Jahr an Attraktivität, was zusätzlich den
Preisdruck auf die benötigten Rohwaren erhöht", so der
Fachverband der Lebensmittelindustrie.
Auch Apotheker weisen Vorwürfe zurück
Auch die
Apotheker wehren sich gegen den Vorwurf, mitverantwortlich für die
Teuerungswelle zu sein. Sie verweisen darauf, dass die Preissteigerung bei
Medikamenten unter der Inflationsrate liege. " Vom Jänner 2006 bis Juni 2008
haben sich die Arzneimittel in unserem Land lediglich um 1,8 Prozent
verteuert. Das liegt weit unter der allgemeinen Inflation. Die
Medikamentenkosten liegen in Österreich auch deutlich unter dem EU-Schnitt.
Österreich liegt bei 18 untersuchten EU-Ländern an elfter Stelle", so der
Präsident des Österreichischen Apothekerverbands, Friedemann
Bachleitner-Hofmann.
AK-Präsident für temporäre Preisregulierung
Vorarlbergs
Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle hat sich am Donnerstag erneut für
eine Preisregulierung bei Lebensmitteln und Energie ausgesprochen. Besonders
Familien sowie Klein- und Mittelverdiener würden unter den horrenden
Preissteigerungen leiden. "Ohne eine temporäre Preisregulierung ist
dieser Situation nicht mehr Herr zu werden", teilte Hämmerle mit.
"Schadet auch der Wirtschaft"
"Wenn jetzt kein
Preis-Stopp eingelegt wird, schadet das nicht nur den Konsumenten, sondern
auch der Wirtschaft. Es ist für mich unfassbar, dass bei Preissteigerungen
von über 50 Prozent bei Heizöl sowie von über 40 Prozent bei Teigwaren und
Diesel nichts von der Regierung unternommen wird", kritisierte der
AK-Präsident.