Der Außenhandel schloss mit einem leichten Minus - Im Gegenzug wuchsen die Einnahmen durch Touristen um eine Mrd. Euro.
Österreichs Leistungsbilanz weist für das Jahr 2008 einen Rekordüberschuss in Höhe von 9,8 Mrd. Euro bzw. 3,5 Prozent des BIP auf. Während der Außenhandel in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Vorjahr nur mehr mit einer "roten Null" (-0,2 Mrd. Euro) schloss, konnte sich Österreich auf Erfolge im Tourismus und beim Dienstleistungsexport stützen. Bei stagnierenden Ausgaben österreichischer Urlauber im Ausland wurden die Einnahmen durch ausländische Touristen im Inland um eine Mrd. Euro gesteigert, was zu einem Überschuss von 7,1 Mrd. Euro im Reiseverkehr führte.
Im Euro-Raum rutschte die Leistungsbilanz hingegen konjunkturbedingt ins Minus und belief sich auf minus 94 Mrd. Euro oder ein Prozent des BIP. Grundsätzliches ökonomisches Ziel sollte eine relativ ausgeglichene Leistungsbilanz sein, erläutert der Gouverneur der Oesterreichischen Notenbank (OeNB), Ewald Nowotny. "Die heimische Volkswirtschaft ist nicht auf eine Finanzierung aus dem Ausland angewiesen, sondern kann selber als Kapitalgeber an das Ausland auftreten", freut sich OeNB-Direktor Andreas Ittner.
Engagement in Osteuropa
Österreichs grundlegende Stärken in der
Wirtschaft - hohe Produktivität, gut ausgebildete Arbeitskräfte, soziale
Stabilität - seien trotz "turbulenter Zeiten" ungebrochen, betonte der
Notenbank-Gouverneur. Nowotny verteidigte erneut die starke Verflechtung der
österreichischen Wirtschaft mit Mittel- und Osteuropa, im Ausland werde
leider nicht genügend zwischen Emerging Market-Ländern differenziert.
Kritik kommt durch Unwissen
Das Bank-Engagement Österreichs in
Ost-und Südosteuropa, das Ende 2008 bei 200 Mrd. Euro lag, konzentriere sich
zu drei Viertel auf neue EU-Länder, nur etwas über 50 Mrd. Euro an
heimischen Bankaktiva liegen außerhalb der EU. Über Österreich sei in den
USA wenig Wissen vorhanden, so Nowotny, der selber vor einigen Tagen bei der
Frühjahrstagung von Weltbank und IWF in Washington sowie in New York
Gespräche mit US-amerikanischen Ökonomen und Politikern führte.
Tourismus floriert trotz Krise
Die österreichischen Güterexporte
leiden unter der Wirtschaftskrise, der Tourismus hingegen lässt sich von der
Krise bisher nicht anstecken. Die heimischen Exporte sind zum Jahreswechsel
dramatisch eingebrochen, auch zu Jahresbeginn 2009 setzte sich der Rückgang
im Güterexport fort. Der Tourismus trotzt weiterhin der schwachen
Konjunktur: Der Reiseverkehr konnte im Jänner 2009 noch positive
Wachstumsraten ausweisen. Obwohl das Jahr 2009 für die Außenwirtschaft
außerordentliche Herausforderungen bringen werde, gibt sich die Nationalbank
zuversichtlich, dass es auch heuer ein positives Leistungsbilanzergebnis von
1,3 bis 1,5 Prozent des BIP geben werde.
Markant waren die Auswirkungen der Finanzkrise auch in der Kapitalbilanz: Der Forderungsaufbau war mit + 48 Mrd. Euro der niedrigste seit 2003. Vor allem im vierten Quartal wurden von den Österreichern ausländische Wertpapiere aller Arten abgestoßen, so dass es erstmals in einem Kalenderjahr zu Nettoverkäufen von ausländischen Wertpapieren kam. Eine besondere Rolle spielten dabei die inländischen Investmentfonds. Auch österreichische Wertpapiere wurden im Ausland deutlich weniger nachgefragt: Der Absatz lag mit rund 16 Mrd. Euro im Jahr 2008 ungefähr auf dem Niveau von 1998.