Angebotsfrist ist zu Ende.
Für die Österreich-Tochter des insolventen deutschen Versandhandelsriesen Quelle wird die Zeit knapp. Findet sich in dieser Woche kein Investor, geht dem Unternehmen mit Sitz in Linz wahrscheinlich die Luft aus. Betroffen wären rund 1.100 Mitarbeiter.
Gestern, Montagabend, endete die Angebotsfrist für potenzielle Interessenten. Dem Vernehmen nach soll bis gestern kein rettender Investor in Sicht gewesen sein, der ein Angebot beim Insolvenzverwalter abgegeben hat.
Die Entscheidung, ob und wie es weitergeht, soll dem Vernehmen nach morgen fallen. Interesse an Quelle Österreich bekundet hat Ex-Rewe-Austria-Chef Martin Lenz. Hinter Lenz, der vier Jahre Quelle-Chef in Linz war, steht eine internationale Beteiligungsgesellschaft. "Ich habe beim Insolvenzverwalter mehrfach mein Interesse an Quelle Österreich bekundet, er hat sich aber nicht bei mir gemeldet", sagte er. Ein Angebot habe er nicht gelegt.
Medienberichten zufolge soll auch das französische Versandhaus La Redoute Interesse bekundet haben. Die deutsche Otto-Group, die nun schon seit zwei Wochen im Gespräch ist, soll Branchenkennern zufolge aber nur an den Osteuropatöchtern - im besonderen an Russland - und an den Markenrechten interessiert sein, nicht aber an Quelle Österreich.
Lieferengpässe?
Einen Bericht
des Spiegel, wonach Quelle Österreich derzeit nur noch 40 % der Bestellungen
ausliefern kann, wies Betriebsratschef Felix Hinterwirth zurück. „Bis
Ende letzter Woche haben wir 80 % von dem, was bestellt war, ausgeliefert.“
Sollte das Worst-Case-Szenario eintreten und Quelle Österreich nicht gerettet werden, verlieren nicht nur rund 1.100 Mitarbeiter ihren Job - es könnte auch zu Folgeinsolvenzen kommen, die wiederum mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden wären. Betroffen wären unter anderem Post, ÖBB, Spediteure, Druckereien oder Kartonagefirmen. Die Post versendet jährlich rund eine Million Quelle-Kataloge und sechs bis sieben Millionen Pakete. Das mögliche Aus der österreichischen Niederlassung des deutschen Versandhauses Quelle wäre für die Post AG zwar schmerzhaft, aber handelbar, sagte Post-Finanzchef Rudolf Jettmar kürzlich. Für 2010 hat die Post die Lieferungen für Quelle in ihre Geschäftspläne nicht mehr einkalkuliert, sie arbeitet nur noch gegen Vorauskasse.