Durch ihre Panikverkäufe nach Auffliegen des Milliardenskandals könnte die Société Générale den Kurssturz an den Börsen ausgelöst haben.
Die Milliarden-Zockerei des unscheinbaren jungen Händlers der französischen
Société Générale (SG) ist nach wie vor Thema Nummer eins in der Finanzwelt.
Wie berichtet, soll der 31-jährige Jérôme Kerviel über Monate hinweg auf
eigene Faust mit gigantischen Summen von bis zu 50 Milliarden Euro
spekuliert haben. Er schloss vor allem Wetten (im Börsendeutsch „Futures“)
auf den Frankfurter Index DAX ab.
Als Kerviels hochriskante Geschäfte
spät, aber doch aufflogen, begann die Bank in einer Panikreaktion Kerviels
gesamte Position ausgerechnet am vergangenen „Schwarzen Montag“ zu verkaufen
und blieb auf 4,9 Milliarden Euro Verlust sitzen.
Auslöser für Börsencrash?
Immer häufiger werden
jetzt Stimmen laut, dass dieser Milliardenskandal sogar für den Börsencrash
zu Wochenbeginn verantwortlich gewesen sein könnte. Zwar war die Stimmung
wegen des Kurssturzes der asiatischen Märkte und der grassierenden
US-Rezessionsangst hochnervös. Der globale Crash könnte aber durch „geheime
Operationen der Société Générale zur Eindämmung ihrer Verluste“ ausgelöst
worden sein, schreibt etwa die Sunday Times.
Fest steht, dass die SG mit dem Verkauf von Kerviels riesiger Menge an DAX-Futures am Frankfurter Parkett die Kurse in den Keller trieb – was zu einer weltweiten Kettenreaktion führte. Auch die in Reaktion auf den Börsencrash erfolgte Zinssenkung durch die US-Notenbank am Dienstag sei daher indirekt eine Folge der französischen Milliardenzockerei, heißt es. SG-Chef Daniel Bouton weist jede Verantwortung für den Kurssturz an den Börsen von sich. „Das ist absurd. Ursache dafür waren die asiatischen Aktienmärkte“, sagt er.
Polizei verhört Kerviel
Der Skandalhändler Kerviel stellte
sich am Samstag den Behörden. Er wird von der Finanzpolizei vernommen und
soll heute einem Richter vorgeführt werden.
Neben Kerviels Wohnung
wurde inzwischen auch der Sitz der SG durchsucht. Denn dass der junge
Franzose tatsächlich ganz ohne Mitwisser handeln konnte, wird zunehmend in
Zweifel gezogen. Wie jeder Händler hatte Kerviel strenge Limits. Schon bei
einer weit geringeren Überschreitung hätten die bankinternen Kontrollsysteme
längst Alarm schlagen müssen. „Kerviel war intelligent genug, alle
Kontrollmechanismen zu umgehen“, sagte Banckboss Bouton. „Das ist unmöglich.
Nur, wenn er Einstein ist“, kontern Experten.
Kopfschmerzen
bereitet der Krimi der gesamten Finanzwelt. Eine Verschärfung der internen
Kontrollen sei „eine absolute Notwendigkeit“, sagte der Präsident der
Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet. Deutsche Bank-Chef
Josef Ackermann ordnete sofort eine Prüfung an, ob in seinem Institut
derartige Fälle auch möglich wären.